Peter Grimm / 05.08.2016 / 16:12 / Foto: peronimo / 2 / Seite ausdrucken

Berlin: Grüne fordern Großstädter in Freilandhaltung

Wahlkampfzeiten mögen in vielerlei Hinsicht nerven, doch selbst wenn die Lage ernst ist, sorgen die Parteien noch für jede Menge Realsatire. In Berlin beispielsweise hat man in den nächsten Wochen vielerorts die Möglichkeit, solche unterhaltsamen Momente aufzuspüren.

Für einen kleinen Leckerbissen gleich am Beginn sorgen die Grünen mit einem Plakat, auf dem sie die „Freilandhaltung auch für Großstadtmenschen“ einfordern. Welche Wähler möchten die Grünen damit wohl ansprechen? Die Großstadtmenschen die schon in Freilandhaltung leben  sind ja die Obdachlosen. Aber dieses Lebensmodell wirkt nicht unbedingt verführerisch, kaum einer wird es freiwillig wählen.

Ich lebe ja in halbwegs großzügiger Wohnungshaltung mit gelegentlichem Auslauf. Damit bin ich nicht unzufrieden. Wenn ich mich allerdings heutzutage in Berlin öffentlichen Verkehrsmitteln anvertrauen muss, erlebe ich oft eine Massen-Menschenhaltung, bei der jeder Tierschützer zu Recht aufschreien würde, wenn es sich um einen Tiertransport handelte. Verbesserung in der Großstädterhaltung an dieser Stelle würden mehr  überzeugen, als das Freilandhaltungs-Versprechen.

Bevor wir uns nun fragen, ob Großstädter eigentlich überhaupt „gehalten“ werden müssen, möchte ich mich vorausschauend schon einmal von einem bösen Gedanken distanzieren, der sich mir einfach aufdrängte: Wenn mehr Großstädter in die Freilandhaltung kommen, dann muss man vielleicht nicht mehr so viel in die Wohnungshaltung investieren. Das spart Geld, schont die natürlichen Ressourcen, ist gut fürs Klima und die Gelder für die Erarbeitung des neuen Wörterbuchs der noch geschlechtergerechteren Sprache sind ebenfalls gesichert.

Nein, so haben es die Grünen natürlich niemals gemeint, auch wenn man ihren witzig gemeinten Slogan durchaus so interpretieren könnte. Natürlich wollen sie uns nur mit ihrem etwas eigenen Humor sagen, dass uns grüne Senatoren mehr unbebaute Grünflächen bescheren werden. Kein Haus soll mehr die letzten Freiland-Oasen zerstören, es sei denn, es wird für „Flüchtlinge“ gebaut. Davon steht zwar nichts auf dem Plakat, aber diese Einschränkung versteht sich ja wohl von selbst. Zumindest für Wähler der Freilandhaltungs-Partei.

Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier.

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Leserpost

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Caroline Neufert / 06.08.2016

Mir sind bis jetzt nur die Plakate von Czaja aufgefallen: Plan B und Tegel muss offen bleiben. ;-)

Andreas Reichelt / 06.08.2016

Seit den 80er Jahren sind die Grünen “Bewegung”, Partei und Anti-Partei zugleich. Sie schaffen es immer wieder (s. Wahlplakat im Artikel), mangelnde Ernsthaftigkeit und Humorlosigkeit zu vereinbaren, und sie sind sowohl deutschenfeindlich, als auch in ihrer Prinzipienreiterei die allerdeutscheste unter den Parteien. Ihre ideologischen Versatzstücke passen hinten und vorne nicht zusammen: Als Partei der Großstädter schwadronieren sie von Naturliebe und Landleben, obwohl sie dort traditionell kaum präsent sind. Ihre Kenntnisse der Biologie und Chemie sind oft wenig belastbar, so dass man schon einmal die “CO2-freie Gesellschaft” fordert. Der Tierschutz zerschellt regelmäßig an den monströsen Windrädern, die seltene Vogelarten schreddern, und die grüne Solidarität mit Homosexuellen reicht auch nur bis zu den homophoben Jungmännerhorden aus dem Orient, mit denen man es sich lieber nicht verderben möchte. Kurzum: Die Grünen mögen eine Partei fürs “jote Jeföhl” sein, für die Lösung echter Probleme taugen sie nicht. Im Gegenteil: Sie sorgen dafür, dass wir Probleme lösen müssen, die wir ohne sie gar nicht hätten!

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