Ich habe in jungen Jahren so manches mal verwirrt auf die Reden des politischen Aschermittwoch reagiert und habe mir dann von schlauen Erwachsenen erklären lassen; Dass ist so, das gehört zur Karnevalskultur und zur Show. Ich war nicht wirklich überzeugt, wurde mir doch gelehrt sich zu benehmen. Später wurde mir klar, ok, das gehört einfach tatsächlich zur politischen Kultur. Einmal im Jahr richtig das Maul aufreißen, damit man den Rest des Jahres davon zehren kann. Das galt für jede Partei. Wo liegt das Problem? Was hat sich geändert? Könnte es an der Konformität der Parteien liegen?
Vielen Dank, lieber Herr Grimm, für diesen ausgewogenen, vernünftigen Beitrag, der sich so wohltuend unterscheidet von dem ganzen medialen Geschrei bezüglich des politischen Aschermittwochs der AfD. Natürlich muss einem nicht gefallen, was Herr Poggenburg da gesagt hat, aber es war eben politischer Aschermittwoch, da gehörten derbe Sprüche früher einmal zum “guten Ton”. Und schlimmer als “Köterrasse”, “Nazi”, “Pack”, “Bodensatz” und andere Beleidigungen, welche alle außerhalb der Narrenzeit getätigt wurden und völlig ernst gemeint waren, sind die “K”-Wörter des Herrn Poggenburg auch nicht. Leider leben wir in einem Land, in dem schon lange mit zweierlei Maß gemessen wird.
Nun, ich habe, horribile dictu, türkische Bekannte, die sich mir gegenüber von idiotischen Sätzen eines ehemaligen Vorstandsmitglieds des Türkischen Elternbunds Hamburg genausowenig distanzieren müssen wie ich mich ihnen gegenüber von den noch idiotischeren Sätzen eines Landesvorsitzenden der Partei der künftig größten Oppositionsfraktion im Bundestag - man weiß ja, woher es kommt, wiewohl schon Titel und Funktion der Urheber der jeweiligen Zitate einen qualitativen Unterschied nahelegen, aber egal. Dass hingegen ein Autor eines von mir ansonsten sehr geschätzten Liberalen(!) Blogs diese vollkommen indiskutablen Aussagen mit einem Ihr-habt-aber-angefangen-Sandkastenspielchen verteidigt, ist in meinen Augen höchst verachtenswert und unwürdig, auch wenn‘s der Zielgruppe möglicherweise gefällt.
Ja, in diesem Land wird extrem mit zweierlei Maß gemessen, das wissen wir ja nun schon zur Genüge. Aber macht das diese erbärmliche Rede von Poggenburg irgendwie besser? Diese Diskussion wird schon auf Facebook zur Genüge geführt. Es geht nur noch um die Relativierung, ja vermeintliche Berechtigung für Poggenburgs Worte, weil ja vom anderen Lager auch Verbalattacken gegen Deutsche so hingenommen wurden. Das ist für mich keine Rechtfertigung. Das macht auch die Sache keinen Deut besser, es geht um den inhaltlichen Diskurs von Herr Poggenburg, kann man den anders als abschreckend empfinden??
Danke, Herr Grimm, endlich einer, der Tacheles redet. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass unser aller Bundespräsident etwas Anrüchiges oder gar Beleidigendes dabei gefunden hat, als sein Parteigenosse Gabriel jene von uns als Pack und Mischpoke bezeichnete, die mit seiner Parteilinie nicht konform gingen und und sich sogar erfrechten, total anderer Meinung zu sein als die Bundesregierung. Auch die Bezeichnung “Nazihure”, die eine AFD-Politikerin über sich ergehen lassen musste, wurde keineswegs als Beleidigung eingestuft. Tja, die Köterrasse, die von dem kultursensiblen Malik Karabuluk auf alle Ewigkeiten verflucht wurde, weil sie ebenfalls nicht seiner Meinung war, muss schon viel ertragen. Die Deutschen sind schon eine leidensfähige Spezies. Aber irgendwann ist auch deren Geduld am Ende.
Während aus einer Petitesse, der unreifen Äußerung eines nachrangigen AFD-Politikers, eine Staatsaffäre gemacht wird, wird unsere Jugend jeden Tag abertausendfach auf Schulhöfen, Sportplätzen, in Jugendclubs, Discotheken, öffentlichen Verkehrsmitteln, Schwimmbädern, Internetcafes und Parks deutschfeindlich herabgewürdigt. “Kartoffel”, “Schweinefleischfresser”, “Christensau” und “Scheißdeutscher” sind dabei noch nicht die schlimmsten Beleidigungen. Ständige Gewaltandrohungen, sexuelle Übergriffe und brutalste Attacken bestimmen mittlerweile den Alltag von Millionen deutscher Kinder und Jugendlichen. Warum schafft es dieses Thema, das fast jede Familie in Großstädten betrifft, nicht in die öffentliche Diskussion?
In diesem Zusammenhang muss ich auch an die besonders “deutschfreundlichen” geistigen Ergüsse eines Deniz Yücel denken. Wir müssen uns eben alles gefallen lassen. Wird mal zurück geschlagen, dann kommt die Rassismuskeule. Die Zeit der grenzenlosen Toleranz und Rüchsichtnahme auf die Befindlichkeiten bestimmter Volksgruppen sollte vorbei sein, sonst geht Deutschland sang- und klanglos den Bach hinunter.
Tja, so kommt die autochthone Bevölkerung zuerst auf den Hund und geht dann vor die Hunde.
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