Henryk M. Broder / 31.03.2017 / 12:36 / Foto: Bildarchiv Pietermann / 15 / Seite ausdrucken

Beim nächsten Anschlag wird alles besser oder: Ein Amt für Kurt Beck

Können Sie sich noch an Kurt Beck erinnern, den ehemaligen Vorsitzenden der SPD und Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz? Er war sogar vorübergehend als Kanzlerkandidat der SPD im Gespräch. Richtig bekannt wurde er durch die Nürburgring-Pleite, die das Land etwa eine halbe Milliarde Euro gekostet hat, und den Rat, den er einem Arbeitslosen gab: „Wenn Sie sich waschen und rasieren, finden Sie auch einen Job." Seit 2013 ist Beck Vorsitzender der "SPD-nahen" Friedrich-Ebert-Stftung, einem der Abkühl- und Auffangbecken für pensionierte Politiker, die es, anders als Günther Oettinger, nicht in die Europäische Kommission geschafft haben. 

Seit kurzem hat Kurt Beck einen neuen Job. Die Bundesregierung hat ihn zum "Beauftragten für Opfer und Hinterbliebene" ernannt, als Reaktion auf den Anschlag vom Breitscheidplatz am 19. Dezember und in Erwartung kommender Anschläge, bei denen es wieder Opfer und Hinterbliebene geben wird. "Er soll Kontakte knüpfen, schauen, was gut und was schlecht läuft", heisst es dazu bei Brisant, dem Magazin für alternative Fakten der ARD.  Womit natürlich nicht gemeint ist, der Beauftragte für Opfer und Hinterbliebene solle bei der Vorbereitung der Anschläge helfen, sondern dafür sorgen, dass die Hinterbliebenen keine Rechnungen für die Obduktion ihrer Angehörigen bekommen. Beck selbst sagt dazu, ab 8:16: 

"Es gab eben auch ein paar menschliche Fehler, aus Überforderung, aus Fehleinschätzung heraus, Bescheide, dass Geld zu bezahlen ist für die Obduktion von Toten, das muss vermieden werden, und deshalb werde ich, aus diesen Erfahrungen der Opfer heraus, dann auch einen Bericht vorlegen, um für einen Fall, der hoffentlich nie mehr kommt, in ganz Deutschland besser gerüstet zu sein..."

Eine Stimme aus dem Off fährt fort: "Eine Art Leitfaden, wie mit zukünftigen Terroropfern umzugehen ist." Beck habe bereits mit einem der Opfer vom Breitscheidplatz "persönlich telefoniert". 

Zu irgendwas muss der Anschlag vom Breitscheidplatz ja gut gewesen sein, und sei es nur, um den Posten eines Beauftragten zu schaffen, der verhindern soll, dass den Hinterbliebenen die Kosten für die Obduktion von Toten in Rechnung gestellt werden. Und für den Fall, dass aus einer Fehleinschätzung heraus ein lebender Mensch obduziert wird, können sich die Angehörigen an den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten wenden. - Viel Glück.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Mario Joesten / 01.04.2017

Ein weiteres drastisches Beispiel für den Zynismus und die Selbstherrlichkeit im Umgang der “Eliten” mit “jenen, die schon länger hier leben”. Denn die löffeln nicht nur die Terrorsuppe aus - sondern müssen sich zu all dem auch noch solchen Schwachsinn gefallen lassen. Unfassbar.

Helmut Driesel / 01.04.2017

3-Tage-Politik mit Bart - was sonst!

Andreas Rochow / 01.04.2017

Und wenn es keine Opfer und trauernde Hinterbliebene mehr gibt, kann der im Amt Abgekühlte endlich ins Abklingbecken. “Brisant” hat leider jeden Hinweis darauf vermieden, was das den Steuerzahler zusätzlich kostet.

Katharina Münz / 01.04.2017

Ganz unmöglich auch, wie Herr Beck einen der Sanitäter angreift, weil der einen Ersthelfer barsch von einer Sterbenden weggezerrt habe. Mit Verlaub: Wer unrettbar stirbt und wer durch professionelle Hilfe noch zu retten ist, das kann wohl am ehesten ein Fachmann entscheiden. Ein laienhafter Ersthelfer, so sehr ich den selbstlosen Einsatz begrüße, muss kimmer Platz machen für diejenigen, die dank einer fundierten Ausbildung und Ausrüstung mehr erreichen können.

Horst Jungsbluth / 01.04.2017

Ist die von Kurt Beck geleitete Institution eigentlich auch für die Opfer zuständig, die der 1989 gebildete SPD/AL-Senat von Berlin auf dem Gewissen hat? Dann käme dort eine Menge Arbeit auf die Leute zu.

Adeo Bernard / 31.03.2017

Der Beauftragte der Regierung schaut also nach einem Anschlag “was gut und was schlecht läuft”. Find ich gut. Jetzt hätte ich noch einen unbescheidenen aber dringenden Wunsch: Wer schaut VOR einem Anschlag was gut und was schlecht läuft, mit dem Ziel dass ein Anschlag gar nicht stattfindet. Kleiner Tip an die Regierung: Die Einreise von Hunderttausenden mit unbekannter Identität zählt zum Kapitel “schlecht gelaufen”.

Andreas Hartig-Tauber / 31.03.2017

Na dann ist doch alles supi, oder? Ein zweites Madrid oder London kann also kommen, professionelle “Abwicklung” ist dann garantiert . .. Stichwort Obduktion: Haben denn Opfer “rechter” Gewalttaten je Post von der Krankenhaus-Verwaltung bekommen?  

Karla Kuhn / 31.03.2017

Eine Art Leitfaden, wie mit zukünftigen Terroropfern umzugehen ist.“  Das verstehe wer will, denn es sind doch alles nur “EINZELFÄLLE”  oder sollte die Regierung etwa insgeheim mit weiteren Anschlägen rechnen ?  Heute konnte ich bei t-online lesen, daß die Zahl der radikalen Salafisten rasant steigt, der Verfassungsschutz warnt, bis jetzt sollen es 10000 sein, halt immer noch “Einzelfälle.”  “Und für den Fall, dass aus einer Fehleinschätzung heraus ein lebender Mensch obduziert wird, können sich die Angehörigen an den Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten wenden. - Viel Glück.”  Man kann das alles nur noch satirisch ertragen.

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