Das Schlimmste am Guten ist, dass es nicht nur seine Parteigänger hat, sondern auch seine Botschafter. Da das Gute allgemein zur Verfügung steht, ist seine Diplomatie ein Selbstbedienungsladen für alle, die es gut meinen. Dass jemand, der sich zum Bösen bekennt, auch dessen Folgen bedenken muss, ist selbstverständlich. Für das Gute gilt das leider nicht. Dabei sind die Ergebnisse der guten Taten unter Umständen folgenreicher als das Dilettieren im Bösen.
Der zur Zeit bekannteste Botschafter des Guten, der Primus unter den Selbsternannten, ist sicherlich Jürgen Todenhöfer. Ihn kennt jedes Kind, dessen Eltern Fernsehgebühren zahlen. Es ist der Mann, der zwischen den Welten hin und her jettet, um sich um die Kinder zu kümmern, die immer wieder von der NATO bombardiert werden. Todenhöfer sorgt für Prothesen und schreibt Luftkriegsprosa, die regelmäßig in die Bestsellerlisten gelangt, weil die westliche Frau beim Lesen bekanntlich so gerne weint.
Todenhöfer ist halb Courths-Mahler und halb NGO-Sprecher. Oder: Berta von Suttner und Karl May in einem. Mittlerweile wurden mit seinem Zutun mehrere Länder befreit, zumindest Ägypten und Tunesien, aber auch Libyen. Todenhöfer war überall vor Ort dabei, und hat dort mit jungen Ärzten gesprochen. Die jungen Ärzte haben ihm gesagt, sie würden die gleiche Freiheit meinen wie wir im Westen.
Das hört man natürlich gern, nur, um die Freiheit als gesellschaftliches Prinzip einsetzen zu können, braucht es jenseits der Absichtserklärung, die sie garantierenden Institutionen. So gesehen, ergibt sich die vielbeschworene Niederlage der Vereinigten Staaten weder aus dem Vietnam- Krieg noch aus der Irakbesetzung, und auch nicht aus dem Debakel Afghanistan, sondern aus der unerfreulichen Erkenntnis, das die Demokratie sich nicht exportieren lässt, und das, weil sie offensichtlich mit der abendländischen Entwicklung und den westlichen Rahmenbedingungen konstitutiv verbunden ist.
Einen Todenhöfer ficht das sicherlich nicht an. Nachdem er bereits mehreren Ländern den Status der Befreiung zuerkannt hat, will der gute Botschafter nun auch unsere Soldaten aus Afghanistan heimholen. Wie das gehen soll? Der Vorschlag des bekennenden Diplomaten: die Beteiligung der Taliban an einer Übergangsregierung. Ja, richtig, an einer Übergangsregierung bis zur nächsten vollständigen Amtsübernahme durch - die Taliban.
Im Übrigen sind im moslemischen Gottesstaat nicht nur die Frauen rechtlos, sondern auch die Männer. Die Wahrheit ist: Der Koran ersetzt weder die Magna Carta noch die Deklaration der Menschenrechte, und es hilft auch nicht, zu sagen, dass auch die Bibel dies nicht leisten würde, weil unsere Rahmenbedingungen nicht mit der Bibel garantiert werden, sondern durch die Verfassung. Dass wir diesem Regelwerk folgen, ist wiederum - auch das sei hier gesagt - nicht zuletzt der Bibel zu verdanken.