Henryk M. Broder / 25.05.2017 / 21:14 / 12 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts

Heute: Timothy Garton Ash, Historiker, Träger des Karlspreises 2017: Ich persönlich finde es unglaublich  bewegend, dass sich heute Flüchtlinge aus aller Welt nach Deutschland sehnen, als wäre es das Gelobte Land. Es ist doch wunderbar, dass Deutschland heute wie eine Insel der Stabilität, der Besonnenheit und der Stabilität aus einem Ozean des nationalistischen Populismus herausragt. Wenn ich diese historische Wende vom Dunkel zum Licht betrachte, erfüllt mich das jedes Mal, glauben Sie mir, mit echter und großer Freude... Europa ist dazu verdammt, immerfort zu werden und niemals zu sein. Aber das muss nicht unbedingt ein Fluch, es kann auch ein Segen sein. Wenn man etwas älter ist, sieht man, dass die Jahre des Werdens oft die schönsten Jahre des Lebens sind. So hat das ewig unfertige Europa die Chance, immer jung zu bleiben. Gestalten wir es also gemeinsam, das niemals endende Werden Europas.  

Nehmen Sie sich bitte eine Stunde und 43 Minuten Zeit und schauen Sie sich die ganze Feier an. Hinterher werden Sie traumatisiert sein wie nach dem Besuch einer Show mit Erich von Däniken, aber es lohnt sich. Ein Laudator außer Rand und Band, ein Preisträger, der eine Binse an die andere reiht ("Das Leben ist kein Gesamtkonzept") und ein Publikum, das sich auf dem Niveau einer Abiturfeier amüsiert. Das Ganze könnte auch ein Stück von Loriot sein, aber nein, es ist die reine Realität in einem Europa der Illusionisten.

Und das hier sollten Sie auch nicht verpassen. Der BR erklärt, warum "wir Bayern die EU" brauchen. Für wie blöd hält der Sender seine Zuhörer und Zuschauer? Die lächerlichen 1,8 Milliarden Euro, die Bayern an "Fördermitteln" von der EU für den Zeitraum von 2014 bis 2020 erhält, sind nur ein kleiner Teil der Summe, die Deutschland an die EU überweist. Die EU ist ein gewaltiger Umverteilungsapparat, der zuerst sich selbst und dann die "bedürftigen" EU-Staaten finanziert. Hier eine Übersicht. Zu den "Bedürftigen" zählt auch die Türkei, der die EU von 2008 bis 2014 rund vier Milliarden Euro "zum Aufbau einer effektiven und regierungsunabhängigen Justiz und zur Förderung der Zivilgesellschaft" überwiesen hat. Das ist kein Witz, und völlig ernst gemeint, ist auch die Feststellung: "Wer Bürger Bayerns ist, ist auch Bürger der EU". Und ich habe immer gedacht, es wäre andersrum. 

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Walter Haller / 26.05.2017

Bemerkenswert bei dieser Feier zum Karlspreis ist die studentenromantisch verklärte Laudatio des Bundespräsidenten: Da lebt und träumt man noch Jahrzehnte von diesem «Mauerfall» der Friede Freude und Eierkuchen für die Welt gebracht haben soll. Tatsache ist doch: Zündstoff gibt es wie eh und je mit dem Unterschied dass man die Probleme und Konflikte schlicht exportiert (Waffenlieferung in entfernte Krisengebiete und die Arbeitslosigkeit in die EU). Es stellt sich doch immer wieder die Frage wem die grandiose Idee vom «Haus Europa» wirklich etwas bringt. Wenn man solche Veranstaltungen verfolgt geht es doch vor allem um das Schwadronieren der «Eliten» über eine Freiheit die sie persönlich sowieso geniessen. Lohndumping und eine generell katastrophale Situation auf den Arbeitsmärkten in grossen Teilen Europas ist nie Teil solch schleimiger Sonntagsreden.

Roland Richter / 26.05.2017

Aber lieber Herr Broder, warum wohl hat dieser geistig Unbedarfte den Karlspreis bekommen? Wer bekommt denn heute noch Preise? Nicht etwa die, die wirklich hervorragende Leistungen erbrachten. Preise gehen grundsätzlich an die Angepassten, an Dummschwätzer und Gutmenschen. Beim Karlspreis ist das gang und gäbe.

Frank Stricker / 26.05.2017

Zu den “Bedürftigen” zählt ja auch immer noch der Gazastreifen. Hier zeigt sich die ganze Schizophrenie Europas. Einerseits wird die Hamas als Terror-Organisation klassizifiert, aber andererseits fließen zig Millionen ins Land. Selbst das Mausoleum von Arafat wurde ja großzügig von europäischem Geld unterstützt und gebaut. Wahrscheinlich trägt die luxussüchtige Witwe Arafats , Suha , noch immer Taschen und Schuhe von Prada und Gucci die von deutschen 8,50 Euro Stundenlöhnern finanziert worden sind…........

Herbert Frankel / 26.05.2017

Habe mir die Zeit genommen… Unerträglich!

Ilse Polifka / 26.05.2017

Dieser Herr Garton Ash hat das ironisch gemeint. Oder ist das englischer Humor ?

Franck Royale / 26.05.2017

Eine Stunde und 43 Minuten Zeit waren mir zu schade, aber mir haben drei Sekunden gereicht, um in der Nettozahler/-empfänger Tabelle zu erkennen, wann die EU kollabieren wird: Wenn UK draußen ist.

Martin Schott / 26.05.2017

Genau dasselbe habe ich mir bei der “Tagesschau” auch gedacht, wo Timothy Garton Ash eben mit der Aussage, Deutschland sei die “Insel”, die “aus einem “Ozean des nationalistischen Populismus herausragt”, gezeigt wurde. Hauptsache, Deutschland ist gut, alle anderen sind widerwärtige “Populisten”. Das Gremium, das den Karlspreis vergibt, hat sich offenbar einen erwählt, der ihm nach dem Munde redet. Beim Nobelpreis für Literatur kennt man das ja seit zehn, fünfzehn Jahren, dass vor allem Autoren und deren Werke prämiert werden, welche die “richtigen” politischen Botschaften transportieren. Bedenklich ist, dass dieses Beispiel offenbar Schule macht.

Martin Lederer / 25.05.2017

Was mich wundert: So viele Straßen, Universitäten oder andere Institutionen sollen ihre Namen verlieren, weil die Namensgeber Reaktionäre, Islamfeinde, Chauvinisten oder was auch immer waren. Und was ist nun mit Karl dem Großen? Er hat den Islam bekämpft. Er war ein Militarist übelster Sorte. (Er hat praktisch immer gegen irgendjemanden gekämpft.) Er war für den Tot von Zehntausenden verantwortlich. Er war ein Anti-Demokrat. Wieso gibt es also noch den Preis in seinem Namen?

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