Ich bin Ingenieur in einer Großstadt, zähle also nicht zu den Geringverdienern auf dem Arbeitsmarkt. Dennoch habe ich mich längst von dem Traum eines Hauses oder einer Eigentumswohnung verabschiedet. Die hohe Abgabenlast gepaart mit den explodierenden Immobilienpreisen macht den Erwerb von Wohneigentum im Jahr 2018 de facto unmöglich. Es sei denn, man möchte auf Auto, Urlaub usw. komplett verzichten und bis kurz vor dem natürlichen Ableben die Immobilie abbezahlen. Meine Eltern waren noch gewöhnliche Arbeiter ohne Studium und hatten dennoch keinerlei Probleme Wohneigentum zu erwerben bzw. zu bauen. Soviel zum Thema Aufschwung. Wenn man selbst als Ingenieur arg damit zu kämpfen hat, nicht sein Leben lang Miete bezahlen zu müssen, wie soll man das dann als kleiner Arbeiter schaffen? Ich sehe in meinem Umfeld, dass Wohneigentum sich nur noch diejenigen leisten können, die zu Zweit gut verdienen oder entsprechend erben. In Steuerklasse I betragen meine Abgaben an den Staat mehrere Zehntausend Euro pro Jahr. Und wenn es nach der SPD geht, ist das noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Die Abgabenlast für Singles ist in Deutschland laut OECD weltspitze. Und dann erzählen mir Merkel und Schulz, es wäre alles bestens. Klar, schlecht geht es mir nicht. Aber es könnte mir und anderen deutlich besser gehen, wenn man in Berlin nicht die obere Mittelschicht derart abmelken würde, wie das aktuell der Fall ist.
Sehr geehrter Herr Ederer! Eine perfekte Beschreibung der untergehenden SPD. Schicken Sie eine Abschrift dieser Analyse direkt ins Erich Ollenhauer Haus in Berlin. Vielleicht wacht ja dann irgendjemand aus der aktuellen SPD Führungsriege auf.
Die “Eurorettungspolitik” bzw. die verdeckte Staats-Finanzierung durch die EZB führt ja auch zu niedrigen Zinsen: so kann der Hausbauer oder Hauskäufer sich auch einen Immobilienkredit leisten. Durch die so zusätzlich angeheizte hohe Nachfrage steigen aber auch wieder die Immobilienpreise. Müsste mal ein Wirtschaftswissenschaftler untersuchen, ob umgekehrt niedrige Immobilienpreise und höhere Zinsen für den Hauskauf günstiger wären. Hilfreich wäre in der Tat, da ist dem Autor zuzustimmen, die Nebenkosten eines Hauserwerbs bzw. generell für den Eigentumsaufbau zu senken. Im NRW-Landtagswahlkampf war mal davon die Rede, die FDP wolle sich für die Abschaffung oder Senkung der Grunderwerbssteuer einsetzen. Geht da noch was?
Sehr geehrter Herr Ederer, würde doch bei den SPD-Politmanagern und der FES die wichtigen Leute Ihre Artikel lesen - und sich damit offen auseinandersetzen. Gibt es diese Hoffnung noch? Ich war 25 Jahre lang SPD-Mitglied (- damals begonnen, 1967), als SPD mit Erneuerung einher ging und als das Wort “Reform” noch poitiv besetzt war. Ich fürchte, die SPD wird nichts lernen, nichts korrigieren - und bald ganz eingehen. Schade eigentlich. Die CDU ist auf dem gleichen Weg in die Bedeutungslosigkeit - weil auch sie IHRE Bürger verrät.
Die SPD und auch die CDU inklusive der Bundeskanzlerin machen eigentlich den selben Fehler und machen eine Politik die, zumindest in wichtigen Teilen, nicht von der Realität ausgeht, sondern von Vorstellungen oder gar Wunschvorstellungen. Und genau diese Betroffenen werden sich Schritt für Schritt von den Volksparteien abwenden. Unfähig? Ja schon, wenn es darum geht Realitäten zu akzeptieren.
Die SPD – wie alle sozialdemokratischen Parteien in den westlichen Industriestaaten – muss sich entscheiden, ob sie einen Bevormundungsstaat befürwortet, oder dafür kämpft, dass jeder, der will und kann, in die Lage versetzt wird, den Staat und die Gesellschaft mitzugestalten. Staat und Gesellschaft mitgestalten, klingt ja nach direkter Demokratie, mit Volksabstimmungen. Und so etwas sollen die sozialdemokratischen Parteien wollen ??
Lieber Herr Ederer, vielen Dank, der Beitrag ist ebenso spannend zu lesen wie Ihre ersten beiden zum Thema. Zu Ihrem letzten Statement, ich denke, die Entscheidung ist schon längst zugunsten “Bevormundungsstaat” gefallen, einfach, weil ein unmündiges Volk viel leichter zu kontrollieren und der eigene Machterhalt besser zu sichern ist. Die spannende Frage wird aus meiner Sicht sein, ob diese Rechnung aufgeht oder die Granden der Politik (und in dieser Frage unterstelle ich, dass Union, Grüne und Linke gleich denken und handeln wie die SPD) stolpern, weil vielleicht doch eine Mehrheit der Wähler die Sache durchschaut.
Werter Herr Ederer, besten dank für den erhellenden Artikel. Hier nun eine kurze Ergänzung: Wenn die Zahl von 918 Milliarden stimmt, dann sind da pro Einwohner im Lande über 11.000 Euro pro Jahr. Dieses Geld, direkt an jeden Einwohner ausgezahlt wäre ein gigantisches Konjunkturprogramm und schüfe Beschäftigung selbst für die gesamte Sozialindustrie. Allerdings müsste die dann das tun, was die Geldgeber, also die Einwohner sich vorstellen und nicht, was die Politiker sich wünschen. Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen für das neue Jahr - M. du Bois
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