Ein Männer-Quartett fackelt Syrien ab. Assad und sein Baath-Regime, eine Nazi-Inspiration, führen einen brutalen Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Im Visier sind zwar die Islamisten, abgeschossen werden aber Zivilisten, egal ob Kinder, Frauen oder Männer. Hilfe bekommt Assad vom russischen Präsidenten Putin. Seine Luftwaffe legt die noch unversehrten syrischen Städte in Schutt und Asche.
Inzwischen mischt auch der türkische Islamist Erdogan mit. Er will die Terroristen der kurdischen PKK aus Afrin vertreiben. Mit Terroristen meint Erdogan kollektiv die Kurden. Die türkische Armee und die Verbündeten der islamistischen Mörderbande der „Freien Syrischen Armee“ vertreiben die kurdische Zivilbevölkerung aus dem westlichsten Teil Kurdistans. Erdogan gab inzwischen ein neues Ziel aus, seine Truppen sollen von Afrin südwärts ziehen, nach Tell Rifat, die Stadt von den kurdischen PKK-nahen YPG-Milizen befreien. Auf diese Weise soll ein sogenannter Terror-Korridor an der türkisch-syrischen Grenze verhindert werden.
Über Afrin, einer kurdischen Großstadt, weht die türkische Flagge. Die Stadt will er den ursprünglichen Herren zurückgeben, versprach Erdogan. Ein eigenartiges Versprechen: Afrin war immer schon kurdisch. Reporter von TV-Anstalten vor Ort vermuten, dass die Türkei syrische Flüchtlinge nach Afrin zurückbringen will. Voraussetzung dafür ist die ethnische Säuberung.
Weg frei für Erdogan
Erdogans Operation „Olivenzweig“ wurde möglich, weil Putin seine Zustimmung gab. Möglicherweise kam auch das o.k. aus Washington. US-Präsident Donald Trump kündigte auf seiner Never-Ending-Wahlkampf-Tour vor weißen Arbeitern in Ohio an, die amerikanischen Truppen aus Nord-Syrien abzuziehen. Diese Spezial-Einheiten unterstützten bisher erfolgreich Einheiten aus Kurden, Arabern, Turkmenen und Assyrern im Kampf gegen den Islamischen Staat. Mit dem Abzug erlaubt Trump dem türkischen Präsidenten den Weitermarsch.
Die Stadt Afrin, die vor dem Bürgerkrieg bis zu 80.000 Einwohner hatte, liegt am gleichnamigen Fluss, 25 Kilometer südöstlich der syrisch-türkischen Grenze. Die Region Afrin umfasst 366 Dörfer und sieben kleinere Städte. Die meisten Kurden in der Region Afrin sind sunnitische Muslime. Auch zehntausende kurdische Yeziden sowie Alawiten leben dort. Von 2011 bis 2017 wurden Ziele in Afrin vom türkischen Militär beschossen. 15.000 Olivenbäume wurden vernichtet. In den Sommermonaten werden immer wieder auch Felder mit Getreide in Brand gesetzt.
Nach der Einnahme Afrins floh ein Großteil der Bevölkerung vor den türkischen Soldaten und syrischen Islamisten der FSA. In Afrin wird geplündert, vergewaltigt und gemordet. Die Soldaten jagen kurdischen Mädchen und Frauen. Das Ziel: Die verbliebenen Kurden sollen auch weichen, damit Platz wird für syrischen Flüchlinge, die die Türkei loswerden will. Für die Flüchtlinge aus Syrien kassiert die Türkei mehr als drei Milliarden Euro von der EU, die Europäische Union finanziert mit weiteren drei Milliarden Euro die Annäherung der Türkei an die EU. Jede Menge Geld, um einen Krieg gegen die Kurden zu finanzieren.
Deutschland liefert und kassiert
Mit Waffen aus Deutschland kämpft die türkische Armee gegen die „kurdischen Terroristen". 2017 genehmigte die Bundesregierung Waffen- und Rüstungsexporte in die Türkei mit einem Gesamtwert von mehr als 25 Millionen Euro. Aus deutschen „Waffenschmieden“ stammen die Leopard-Panzer, Infrarot-Wärmebildausrüstungen, Marinespezialausrüstung und -zubehör, militärische Luftfahrzeuge sowie ABC-Schutzausrüstung, Reizstoffe, militärische Elektronik, Feuerleitanlagen und Handfeuerwaffen. In das grauenhafte Männer-Quartett reiht sich die deutsche Bundeskanzlerin harmonisch ein.
Mit deutschen Güte-Waffen lässt Erdogan Kurden morden. Es ist erstaunlich, wie präzise die türkische Armee in Nord-Syrien vorgeht. Dieses türkische Engagement fehlte bei der Bekämpfung des Islamischen Staates. Als die IS-Einsatzkommandos im nordirakischen Sindschar-Gebirge 2014 jesidische Dörfer niederbrannten, Jugendliche und Männer erschossen, die Frauen massenweise vergewaltigten und verschleppten, verhinderten PKK-Kämpfer die vollständige Vernichtung der Jesiden. Die türkische Armee rückte aber nicht gegen die IS-Terroristen aus.
Als der IS die kurdische Stadt Kobane im östlichen Syrien zusammenschoss, schauten auf den umliegenden Hügeln türkische Soldaten teilnahmslos zu. War auch nicht weiter verwunderlich, galt doch der Staat des Islamisten Erdogan als Pate des IS. Die Bilder ähneln sich. In den Regionen, in den der IS „regierte“, wurde der weibliche Teil der Bevölkerung weggesperrt, hinter den obligaten Schleier, ins Haus. Schon 2016 rückte die türkische Armee in die Region zwischen Afrin und Jarablus ein und vertrieb dort zwar den IS, an dessen Stelle trat die Freie Syrische Armee. Das islamistische Regime blieb jedoch aufrecht, das Kürzel IS wurde mit dem Kürzel FSA ausgetauscht.
Ein arabischer Gürtel an der Grenze zur Türkei
Das Ziel von Erdogan ist es, die türkisch-syrische Grenze von Kurden zu „säubern“. Ein Projekt aus den 1960er Jahren der regierenden Baath-Partei, an der Grenze zur Türkei sollte ein „arabischer Gürtel“ entstehen. Minister Mohamed Talab Hilal erklärte die Kurden zu Schmarotzern der Zivilisation.
Hilal empfahl die Umsetzung eines 12 Punkte-Planes: Säuberung durch Umsiedlung, Bildungsverbot, Hungersnot, landesweite Zerstreuung, Ausweisung, Kolonialisierung und Entzug der Staatsbürgerschaft. Mehr als 120.000 Kurden verloren die syrische Staatsbürgerschaft, wurden staatenlos. Ausgesiedelt werden sollten 140.000. Der Plan wurde nur teilweise umgesetzt, 30.000 Kurden verließen ihre Heimat, 7.000 arabische Bauernfamilien nahmen das „frei“ gewordenen Land in Besitz.
Als Vorbild diente dem Baath-Regime in Damaskas, das auch heute noch regiert, der Völkermord der Jungtürken an den Armeniern. Der Vater der modernen Türkei, Kemal Atatürk, wollte einen ethnisch reinen Staat schaffen. Im Ersten Weltkrieg modernisierte das verbündete deutsche Kaiserreich – die Parallele ist frappierend – die jungtürkische Armee. Deutsche Generäle wie Kolmar Freiherr von der Goltz, Otto Liman von Sanders, Oberst Bronsart von Schellendorf und Kress von Kressenstein reorganisierten die türkische Armee. 800 kaiserliche Offiziere und 20.000 deutsche Soldaten standen der modernisierten türkischen Armee zur Seite. Diese Armee und breite Teile der türkischen Bevölkerung sowie kurdische Söldner vernichteten ab 1915 etwa 1,5 Millionen Armenier.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker veröffentlichte eine Serie von Dokumentationen über die Vernichtung der christlichen Bevölkerung in der östlichen Türkei. Inzwischen leben in Deutschland mehr Christen aus der Türkei, als Christen in der Türkei.
Immer dabei: Waffen aus Deutschland
Die türkische Armee in Syrien folgt einer eigenen Blaupause aus den 1980er Jahren. Damals schon nannte man den Krieg gegen die kurdische Bevölkerung im Osten der Türkei „Bekämpfung der PKK-Terroristen". Niemand wunderte sich darüber, wie viele kurdische Opfer dieser Anti-Terror-Einsatz des Nato-Partners kostete. Es wurden fast 4.000 Dörfer in Türkisch-Kurdistan von der türkischen Armee zerstört, mehr als 40.000 Kurden getötet; 17.000 kurdische Bürger werden seit dem Krieg der Armee gegen die PKK vermisst.
Mehr als zwei Millionen Kurden flohen aus ihrer Heimat in Richtung West-Türkei. Fast 5.000 Kurden sitzen in türkischen Gefängnissen, weil sie in pro-kurdischen Parteien oder Organisationen aktiv waren. In dem Krieg zwischen 1984 und 1999 erhöhte die Türkei auch den Druck auf die Christen. Von den einst 200.000 Assyro-Aramäern blieben knapp 2.000 übrig.
Die türkische Armee setzt seit 1915 in ihrem Krieg gegen Armenier, Aramäer und Kurden immer Waffen aus Deutschland ein. Deutschland ist an diesen Kriegen mitschuldig. Auch jetzt in Afrin, in Nord-Syrien. Im Geiste der alten kaiserlich-deutschen/jungtürkischen Waffenbrüderschaft beliefert das Nachkriegsdeutschland den Nato-Partner mit Waffen. Seit 1964 erhält das türkische Militär deutsche Rüstungsgüter, während des „Anti-Terror“-Krieges gegen die PKK in den 90er Jahren verschenkte das wiedervereinigte Deutschland Waffen aus DDR-Beständen. Seit 2013 beliefert die Türkei islamistische anti-kurdische Rebellengruppen in Syrien mit Waffen.
Die bis vor kurzem mit den kurdischen YPG-Verbänden verbündeten USA und Russland lassen Erdogan gewähren. Die nützlichen Idioten im Kampf gegen den IS – sie waren die Bodentruppen der USA – habe ihre Schuldigkeit getan.
Lau die Reaktionen der EU und Deutschlands. Erst nach der türkischen Besetzung von Afrin tönte es kritisch aus Brüssel und Berlin. Nach der Schaffung vollendeter Tatsachen kommentierte die EU-Spitze und Bundekanzlerin Merkel, dass dieser türkische Krieg keine Selbstverteidigung sei. Wohlfeile Worthülsen, so lieferte Deutschland auch noch während der türkischen Operation „Olivenzweig“ Waffen an Ankara.
In Deutschland geben sich Behördenvertreter besorgt über die kurdische Gewalt gegen türkische Einrichtungen. Geflissentlich wird vergessen, dass in Syrien der Tod ein Meister aus Deutschland ist. Rotzfrech und unverschämt stellte Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime fest, dass Attacken gegen türkische Geschäfte und Moscheen antimoslemisch seien. Dabei verlor er kein Wort über den türkischen Angriffskrieg in Syrien.