Gastautor / 17.02.2017 / 12:57 / Foto: Lin Mei / 15 / Seite ausdrucken

Appeasement und Verleugnung im alten Rom

Von Jochen Heistermann

Immer wieder fordern Politiker, Kirchenfürsten, Historiker und Journalisten die Bürger dazu auf, aus der Geschichte zu lernen. Ich habe das getan und beim Untergang Roms erstaunliche Parallelen zur heutigen Zeit gefunden.

Gehen wir also zurück in die Zeit um knapp 400 n. Chr.. Rom war damals der Mittelpunkt des riesigen römischen Reiches und hatte mehr als eine Million Einwohner. Zu diesem Zeitpunkt war die Stadt über 700 Jahre von keinem Angreifer mehr erobert worden. Trotzdem ging Rom mitsamt dem weströmischen Reich innerhalb von 50 Jahren unter, wobei viele Einwohner der Stadt gewaltsam ums Leben kamen.

Im Geschichtsunterricht hieß es, dass Rom durch die eigene Dekadenz zugrunde ging und sich gegen eroberungslustige Barbaren nicht wehren konnte. Das wollen wir im Folgenden beleuchten. Das damalige Leben in Rom war geprägt von Luxus und sexuellen Ausschweifungen. Texte und eindeutige Bilder dieser Zeit verdeutlichen, dass die derzeit vielgepriesene sexuelle Vielfalt im alten Rom in höchster Blüte stand. Sämtliche uns bekannte Spielarten der Sexualität waren erlaubt und wurden freizügig betrieben, Prostitution war allgegenwärtig und auch Homosexualität wurde offen praktiziert, so waren viele Kaiser bekannt für homoerotische Neigungen.

Bunt, tolerant, weltoffen

Die Römer konnte man zu der damaligen Zeit mit Fug und Recht als bunt, tolerant und  weltoffen bezeichnen, denn in Rom gab es ein Völkergemisch aller Kulturen des römischen Reiches. Überlieferungen zufolge war das Leben dieser Bürger wohl recht angenehm, die multikulturelle Gemeinschaft hat offenbar funktioniert. Einziger Störfaktor war, dass einige Völker (die man unter dem Oberbegriff Barbaren subsumierte) nicht so schön bunt und vielfältig waren und das römische Reich immer wieder angegriffen haben. Die Angreifer waren meist nomadische Stämme, zu der Zeit um 400 n. Chr. die Hunnen, Goten und Vandalen.

Man spricht ab 375 n. Chr. von der sogenannten Völkerwanderung von meist germanischen Stämmen ins römische Reich. Die Gründe dafür waren vielfältig: Rom bot bessere Chancen auf Arbeit, der Lebensstandard war höher und im Süden war es wärmer. Hier gibt es durchaus Parallelelen zu der derzeitigen Völkerwanderung aus Afrika und dem nahen Osten nach Europa. Rom hatte in den Jahrhunderten zuvor immer wieder Probleme mit einwandernden Barbarenstämmen und diese militärisch bekämpft.

Ab 375 n. Chr. änderte Rom seine Strategie in Richtung Appeasement und ließ Barbaren einwandern und nutzte sie sogar in seinen Heeren als Kämpfer, wobei man die kräftigen Söldner in den vorderen Reihen einsetzte, so dass der Blutzoll in den Schlachten auf Seiten der Migranten lag und nicht bei den Römern. Startpunkt dieser Politik war das Ersuchen der Goten um Hilfe, denn die Goten wurden von den Hunnen aus ihren Siedlungen vertrieben und kamen mit etwa 100.000 Menschen ins römische Reich, um Schutz zu suchen, was Rom ihnen gewährte. Das ist gut vergleichbar mit der heutigen Flüchtlingssituation, wo aus instabilen Gegenden Menschen in die EU fliehen.

Barbaren bildeten die erste Parallelgesellschaft

Rom hatte über Jahrhunderte sein Staatsgebiet vergrößert und eroberte Länder integriert, indem römische Verwaltung und Gesetze dort implementiert wurden. So entstand unter der Herrschaft Roms diese anfangs geschilderte vielfältige Gesellschaft. Der fundamentale Unterschied zu den Barbaren bestand darin, dass diese ihre Lebensart beibehielten und so die ersten Migranten auf römischem Staatsgebiet waren, die eine Parallelgesellschaft bildeten. Das ist gut vergleichbar mit dem friedlichen, multikulturellen Europa, in dem sich derzeit in vielen Ländern meist muslimische Migranten niederlassen, die sich oft in ihren Parallelgesellschaften bewegen und der Kultur ihrer Gastländer eher ablehnend gegenüberstehen. Genau diese Situation ergab sich im römischen Reich durch die Appeasement-Politik. Die Goten bekamen zwar den notwendigen Schutz, aber anders als andere Völker sahen sie sich als Siedler mit ihren Lebensgewohnheiten und weigerten sich, römische Sitten anzunehmen.

Da 100.000 Goten deutlich weniger als 1% der Bevölkerung des römischen Reiches ausmachten (nach Schätzungen waren das damals um die 50 Millionen Menschen), erscheint es verwunderlich, dass die Ansiedlung der Goten der Start eines Prozesses war, der das Ende des großen römischen Reiches bedeutete. Genauso argumentieren Politiker heute, wenn sie sagen, dass ein Zuwachs durch Flüchtlinge von einigen Prozent die Gesellschaft nicht signifikant verändern könne. Aber schauen wir, was damals passierte.

Als 395 der damalige römische Kaiser starb, wurde das Reich auf die beiden Söhne aufgeteilt, was zur Entstehung des west- und oströmischen Reiches führte und die gotischen Söldner unter ihrem Heerführer Alarich wurden einfach entlassen. Da sie nichts anderes gelernt hatten, führten sie Kriege gegen alle Stadtstaaten, die um sie herum lagen. Hier sehe ich durchaus eine Analogie zu der Radikalisierung der Migranten in deutschen Asylheimen, die vielfach ihre Konflikte durch Gewalt austragen, was damals wie heute ihrer Sozialisierung entsprach.

Ein "Deal" zum Schutz der Ostgrenze

Rom hatte nicht mehr die Energie, die Goten wirklich ernsthaft zu bekämpfen, weil das süße Leben in Rom und das Genießen des Wohlstands auf dem Spiel standen und der Ausgang der Kämpfe gegen die Barbaren ungewiss war. Dazu kam, dass andere Völker sich immer assimiliert hatten, so dass Rom auf Integration setzte. In Rom kam man damals auf die Idee eines „Goten-Deals zum Schutz der Ostgrenze“. Die Goten durften sich im Osten des römischen Reiches per Dekret niederlassen und autonom nach ihren Regeln leben, mussten aber im Gegenzug die Ostgrenze gegen die Hunnen verteidigen, die damals im Sturm über die Länder hinwegfegten. Das funktionierte ein paar Jahre und so konnten die Römer ihr buntes unbeschwertes Leben fortsetzen, während sich weit weg im Osten des Reiches die Barbaren gegenseitig die Köpfe einschlugen. Die Situation erinnert durchaus an die EU, die hässliche Bilder an ihren Grenzen durch Auslagerung der Grenzsicherung an die Türkei und neuerdings auch Libyen vermeiden will und so ihre gewohnte Lebensart fortsetzen möchte.

Alarich kam sich schnell missbraucht vor, hörte nach kurzer Zeit auf, die Hunnen zu bekämpfen, und wandte sich statt dessen nach Westen und verwüstete Italien. Dort wurde er zwar von Rom geschlagen, doch die Römer vernichteten ihn nicht, sondern paktierten weiter mit ihm gegen andere Gegner. Auch diese Taktik erinnert fatal an die EU, die lieber mit Regimen in Libyen, Iran, Saudi-Arabien oder der Türkei redet als mit dem demokratisch gewählten Präsidenten der USA.

Der schwer geschlagene Alarich schaffte es mit Hilfe seines erklärten Feindes (den Römern), sich zu konsolidieren und zum Dank belagerte er später Rom. Der Sage nach schleuste er eigene junge Männer als Sklaven nach Rom ein, die in einer gemeinsamen Aktion die Tore öffneten und so plünderte er im Jahr 410 die Stadt. Auch diese Strategie erinnert an die heutige Zeit und die Migrationsströme junger Männer, unter die sich eine unbekannte Zahl Terroristen mischen, die im Gastland dann massiven Schaden anrichten. Damals wie heute wogen sich die Gastländer in Sicherheit aufgrund ihrer kulturellen Überlegenheit und der Primitivität der Feinde. Rom hatte allerdings noch einmal Glück, denn Alarich starb bald und Rom erholte sich langsam vom Schock der Plünderung. Es lernte aber nicht aus dieser Geschichte, sondern schien froh zu sein, diese Heimsuchung überstanden zu haben. Abermals erinnert diese Einstellung an Politiker, die froh sind, dass sich die Migrationswelle im letzten Jahr etwas abgeschwächt hat und in beiden Fällen wurden kaum Maßnahmen getroffen, um die Zukunft zu sichern.

Kontrolle über Zuwanderung verloren

Die Hunnen hatten nach Aufgabe des Grenzschutzes durch die Goten leichtes Spiel, in römisches Gebiet vorzudringen (ich mag mir gerade nicht ausmalen, was passiert, wenn Mazedonien, Ungarn oder die Türkei einfach alle Migranten in die EU durchlassen). Die Hunnen wurden geführt von ihrem charismatischen Anführer Attila, der sich im Lauf der Jahre bis Gallien durchkämpfte. Rom hatte zu dieser Zeit völlig die Kontrolle über Migranten in seinem Staatsgebiet verloren und versuchte nur noch durch brüchige Verträge mit den Barbaren, Zeit zu gewinnen und seine Existenz um ein paar Jahre zu verlängern. Dazu verbündete sich Rom mit mehreren germanischen Stämmen und 451 gelang ein vernichtender Sieg gegen die Hunnen, was auch das Ende von Attilas Herrschaft bedeutete.

Rom hatte aber weiterhin nicht die Energie, sein Staatsgebiet zu ordnen, und durch die Feldzüge und Plünderungen der Barbaren war das Reich massiv geschwächt. Hier sehe ich keine Parallele zur Gegenwart Europas, aber zur Zukunft. Wenn migrantische Parallelgesellschaften in Europa immer größer werden, dann wird die jetzt schon wahrnehmbare Gewalt in die Übernahme ganzer Landstriche münden und es ist zu befürchten, dass die kraftlosen Europäer sich damit abfinden und Verträge schließen werden, die diesen Status legitimieren und ihnen ein paar Jahre Zeit geben. Tendenzen dieser Art sieht man in Schweden und Frankreich bereits sehr deutlich, wo der Staat die Kontrolle über Teile von Malmö oder Paris bereits aufgegeben hat.

Roms Appeasement Politik besiegelte am Ende dessen Schicksal. Neben den starken Goten und Hunnen hatten auch die Vandalen Teile des römischen Reiches besetzt und wurden entweder bekämpft oder durch Verträge hingehalten, die ihnen Gebiete zusicherten. Der Anführer der Vandalen Geiserich zog 439 nach Nordafrika und nahm Karthago ein. Rom ließ ihm das durchgehen und obwohl die Vandalen mit knapp 100.000 Menschen nur 0,2% der 50 Millionen Römer ausmachten, blieben sie eine Gefahr durch ihren Zusammenhalt und ihre innere Geschlossenheit gegen ihr Gastland.

Zu sehr an Frieden und Wohlstand gewöhnt

Rom hatte sogar mit Geiserich einen Vertrag geschlossen, der ihm Karthago zusicherte und die Eroberung nachträglich legitimierte. Dazu versuchte man, ihn und seine Verwandten mit hochrangigen Adligen aus Rom zu verheiraten, um eine Integration der Vandalen zu erreichen. Die Vorgehensweise erinnert an Politiker, die die Integration jeglicher (auch nicht friedlicher) Migranten fordern.

Als Roms damaliger Kaiser 455 verstorben war und die geplante Heirat der Kaisertochter mit einem Sohn Geiserichs von Rom abgesagt wurde, sah Geiserich den Vertrag mit Rom als beendet an und lief mit seiner Flotte Richtung Rom aus zur Plünderung der Stadt. Als Grund nannte er lapidar, dass Rom keine nennenswerte Verteidigung mehr hatte, und so plünderten die Vandalen Rom, woran noch heute der Spruch "Hausen wie die Vandalen" erinnert.

In der heutigen Zeit ist gerade Deutschland so an Frieden und Wohlstand gewöhnt, dass die Wehrpflicht abgeschafft wurde und die Bundeswehr sowie Polizei drastisch ausgedünnt wurden. Man mag sich kaum vorstellen, was passiert, wenn ein lokaler Herrscher im nahen Osten seine Krieger nach Deutschland schickt und diese dort wüten läßt, da Deutschland keine nennenswerte Verteidigung hat. Der IS hat vor einiger Zeit übrigens ganz ähnliche Überlegungen verlauten lassen und auch Erdogan drohte bereits indirekt, 100.000 Anhänger seiner Politik in Deutschland zu aktivieren. Erdogan würde ich zutrauen, dass er den o. g. Spruch Geiserichs dann feinironisch zitiert und uns unsere Schwäche damit unter die Nase reibt.

Von einer Verlegenheit in die nächste

Der Blick in die Vergangenheit lehrt, dass Rom sich von einer Verlegenheit in die nächste stürzte, nur um die finale Konfrontation auf eigenem Staatsgebiet hinauszuzögern. Die EU und insbesondere Deutschland imitieren dieses Verhalten, indem sie die Gewalt nicht integrationswilliger Einwanderer tolerieren und immense weitergehende Zugeständnisse machen wie Duldungen von Kriminellen. Dazu kommen fragwürdige Verträge wie der Türkei-Deal, der fatal an den Pakt Roms mit den Westgoten erinnert.

Mit der Plünderung Roms durch Geiserich war das Schicksal Roms noch nicht besiegelt. Das Ende passierte eher beiläufig, fast unbeachtet. Rom wurde wirtschaftlich immer schwächer und konnte oft den Sold an Beamte und Soldaten nicht mehr zahlen. Das führte zu Auflösungserscheinungen in allen Teilen des Reiches, wo lokale Fürsten die Geschicke lenkten und die Menschen die römische Zentralregierung schlichtweg nicht mehr wahrgenommen haben.

Dieser Verfallsprozess ging weiter bis 476. Rom wurde damals formal regiert von dem Kindkaiser Romulus Augustus und hatte keinerlei politische Macht mehr. So interessierte es fast niemanden, dass dieser Kaiser von dem römischen Offizier germanischer Herkunft Odoaker 476 abgesetzt wurde. Odoaker sah einfach keinen Sinn darin, einen neuen Kaiser aufzubieten, und er selbst hatte kein Interesse an dem Amt. So wurde das antike römische Reich still und leise dadurch beendet, dass Rom keinen Kaiser mehr benannt hat.

Beschwichtigung hilft nicht

Derzeit macht die EU eine ähnliche Krise durch, wobei neben dem Brexit weitere Austrittsszenarien drohen. Es wäre durchaus denkbar, dass die EU nicht durch Gewalt endet, sondern dadurch, dass irgendwann das Europäische  Parlament aufgelöst wird und Neuwahlen nicht stattfinden - auch ohne dass alle Länder formal austreten.

Vieles ändert sich, aber die Menschen offenbar nicht. Wir Europäer entsprechen mit unserer Gesellschaft den Römern des fünften Jahrhunderts n. Chr. und den muslimischen Migranten fällt die Rolle der damaligen Barbaren zu. Die Abläufe sind nicht gleich, aber sie weisen starke Analogien auf. Rom hat sich durch Appeasement und Verleugnung der Realität so lange geschwächt, bis die Eroberer trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit sie schlichtweg abschlachteten, vorhergehende Vertragsbrüche und massive feindliche Handlungen ignorierten die Römer einfach in der Hoffnung, die Barbaren friedlich stimmen zu können.

Das funktionierte damals nicht und es wird auch heute nicht funktionieren.

Dr. Jochen Heistermann hat in theoretischer Informatik promoviert. Er war dann selbstständig und lebt nun als Privatier am Bodensee.

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Leserpost

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Verena Thiemeyer / 18.02.2017

Viele interessante und intelligente Analysen und Zustandsbeschreibungen, aber ich lese daraus nur Schicksalsergebenheit. Die Frage ist doch, was ist zu tun?

JF Lupus / 18.02.2017

Schon Ende 2015 habe ich in meinem Bekanntenkreis den Vergleich mit Rom gestellt, ich erntete nur Miß- und Nichtverstehen. Merkel und all jene, die für den ungehinderten Zustrom völlig inkompatibler Kulturen verantwortlich sind, führen bewusst den Nieder-, ja, den Untergang herbei. Appeasement jenen gegenüber, die als Feinde der Freiheit und der Demokratie bekannt sind, hat den Aufstieg des Naziregimes erst ermöglicht, hätten England und Frankreich bereits frühzeitig deutlich Stellung gegen Hitler bezogen und die Anektierung souveräner Staaten nicht einfach hingenommen, vermutlich wäre uns der Krieg erspart geblieben. Australien macht es richtig: kein Appeasement, sondern “you will not make Australia your home” und sofortige Abschiebung. Ich bin gerne bereit, 1% mehr Steuern zu zahlen, wenn dieses Geld für die SOFORTIGE Rückführung aller unbere htigt Eingedrungenen verwendet wird.

Werner Ocker / 17.02.2017

Wieder mal: Die bösen Germanen brachen Rom das Genick! Übersehen wird, dass sich die gotischen „Eroberer“, so auch der vielbemühte Ostgote Theoderich als römische Könige der Oberherrschaft des Kaisers in Byzanz unterstellten. Unbekannt auch weithin, dass sich die vielgeschmähten Vandalen in Nordafrika (gemäß römischer Quellen) „römischer als die Römer“ gerierten. Die Goten waren keine “Barbaren”, sondern Bewunderer der römischen Zivilisation und überwiegend assimilationsbegierig. Dekadenz? Hedonismus? Nein! Das mit mit kaiserlicher Brachialgewalt im Jahre 380 als Staatsreligion eingesetzte Katholische Christentum zerstörte die römische Zivilisation. (Was übrigens u. a. schon Nietzsche wußte.) „Christliche Taliban“ hatten den Staat erobert und agierten ganz genau so wie heute der “Islamische Staat”: Heidnische Tempel wurden zerstört, Bibliotheken mit Millionen Schriftrollen niedergebrannt, technische Artefakte zerschlagen, Bäder und Aquädukte ließ man verkommen. Bronzeskulpturen wurden eingeschmolzen, Marmorstatuen heidnischer Gottheiten zu Kalk gebrannt, Schulen, Universitäten und Sportstätten per kaiserlichem Erlass geschlossen (z. B. Olympia nach weit über tausend Jahren). Römische Bürger verfielen der Ächtung, bald dem Tode, wenn sie sich weigerten, die neue Staatsreligion anzunehmen. Innerhalb von zwei, drei Generationen wurden die ehemals des Lesens und Schreibens kundigen Römer in ein Volk von Analphabeten verwandelt. Medizinische und hygienische Errungenschaften wurden verachtet, naturwissenschaftliches und technisches Wissen verfemt, und deren Träger ermordet. Bürgerstolz, Partriotosmus, Wehrhaftigkeit waren dazu parallel verschwunden. „Dekandent“ waren die Römer schon jahrhundertelang, ohne deshalb unterzugehen. Die „germanischen Barbaren“ mußten nur noch zugreifen. Gefördert u.a. durch einen Kaiser, der die Goten aus christlicher Nächstenliebe dazu einlud, über die Donau ins Reich zu kommen. Daß sich hartnäckig das Märchen vom durch Dekadenz verursachten Untergang Roms hält, ist nicht verwunderlich, da unser Bild vom „christlichen Abendland“ von christlichen Althistorikern gezeichnet wird, die übrigens ihre Gehälter zumeist kirchlichen Lehrämtern verdanken. Wer tiefer in die von mir hier dargelegten Zusammenhänge eindringen will und „Belege“ für meine Behauptungen sucht, dem sei u.a. Rolf Bergmeiers „Schatten über Europa“ empfohlen.

Jochen Heistermann / 17.02.2017

Ich freue mich über die klugen Kommentare! Es gibt noch viel mehr Analogien zu heute. Ich habe viel gelesen, unter anderem die Bücher von Peter Heather. Damals wie heute haben die Mächtigen nicht ans Volk gedacht, die Römer haben Verträge mit Leuten geschlossen, die gerade ganze Städte der Römer gebrandschatzt hatten, nur um Zeit zu gewinnen und die Macht zu behalten. Ich habe vor ca. einem Jahr noch gedacht, dass unsere Regierung in dem Augenblick umdenkt, wenn unsere Bevölkerung attackiert wird von Migranten. Der entscheidende Zeitpunkt dafür war Köln vor einem Jahr. Die Mehrheit wäre einer krassen Wende der Regierung gefolgt, die Grenzen zu schließen und kriminelle Migranten zu bekämpfen. Aber damals wie heute bestand wenig Interesse der Mächtigen, die eigene Ziele hatten. Rom hat sich wirklich bis zur Auflösung durchlaviert, wobei das am Ende einfach so geschah, dass der machtlose Kaiser keinen Nachfolger bekam. Demütigender geht es kaum als so. Übrigens war Rom damals auch hochgerüstet, aber die Barbaren haben als Legionäre gedient und sich dann von innen gegen Rom gewandt. Auch diese Tendenzen gibt es bei uns, Polizei und Militär mit Migranten aufzufüllen.

Jürgen Friebel / 17.02.2017

Klasse Artikel Genaus so wird es der Europäischen Union ergehen. Danach kommen wieder 1000 Jahre Mittelalter und irgendwann schlögt dann ein Meteorit ein und alles ist sowieso vorbei, Wer was zu verlieren hat investiert sowieso im Ausland oder wandert aus. So wiederholt sich Geschichte. Und der Clou vom ganzen: Ror Ror Grün kann nichts daran ändern. See you in 50 years :-)))

Günter Gronemann / 17.02.2017

Treffender Vergleich, Danke für den Artikel. Dazu eine Leseempfehlung: Die Torheit der Regierenden, von der amerikanischen Historikerin Barbara Tuchmann. Leider ist sie vor ein paar Jahren verstorben. Sie könnte sonst noch ein passendes Kapitel anhängen. MfG

Dr. Gerd Brosowski / 17.02.2017

Vielen Dank für diesen Rückblick in die Geschichte ! Was immer die gegenwärtige Zuwanderung mit der Völkerwanderung im vierten Jahrhundert gemeinsam haben mag, so sind mehrere Unterschiede doch auffällig. Damals wanderten tatsächlich Völker, heute wandern vorerst fast ausschließlich junge Männer. Die damaligen Völker mögen sich zunächst als Räuber und Barbaren aufgeführt haben, auf die Dauer aber erwiesen sie sich als gelehrige Schüler der Zivilisation, in die sie eingewandert waren. Vor allem nahmen sie die Religion des späten römischen Reiches, das Christentum, an. Ein besonders gelehriger Stamm, die Franken, brachte schließlich mit Karl dem Großen und seinen Gefährten in der Aachener Kanzlei die Väter des Abendlandes hervor. Ich kenne niemanden, der es für möglich hält, dass die jetzige Zuwanderung sich in dieser Weise entwickeln wird. Viel eher wird man an das Schicksal des von den Osmanen eroberten Balkans denken. Dort wo ehemals der römische Sinn für Recht und Gesetz wirksam war, lebten Fehden und Blutrache wieder auf und all die anderen Schrecken einer Stammesherrschaft. Letztere war über viele Tausende Jahre hinweg die Form, in der wir Menschen lebten. Der Rückfall in diese Struktur dürfte beim Zusammenbrechen einer Zivilisation weitaus wahrscheinlicher sein als der Übergang in eine andere Form der Zivilisation.

Laurenz Kaspar / 17.02.2017

Fiel Rom wegen der Dekadenz des 400/500. Jh.? Gab es diese nicht auch in früheren Jahrhunderten? Ist die militärische Schwäche Rom mit der aktuellen Situation europäischer Staaten zu vergleichen? Warum machten sich germanische Interessenverbände auf den Weg? Wegen der Schwäche Roms? Wegen des Wohlstandsgefälles? Was war damals und was ist heute die Ursache für die Wanderung? Gibt es Vergleichbarkeit der damaligen, wandernden Gruppen von vielleicht 10000 bewaffneten Kriegern + Familienangehörigen + Sklaven, die “die Zelte hinter sich abbrachen”, mit der heutigen Situation der Migration in hochgerüstete, wehrhafte Staaten? Bildeten die Invasoren stets Parallelgesellschaften, die sich nicht integrierten? Man denke hierbei an die Franken in Gallien, die die Sprache und Religion der Gallier übernahmen. etc Der Autor scheint in seinem Vergleich der aktuellen mit den damaligen Ereignissen doch sehr getrieben vom Willen (!!!) eine nahezu direkten Parallelität der geschichtlichen Abläufen zu sehen.

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