Man sollte vielleicht zunächst sagen, dass heute niemand Antisemit ist, das gehört sich nach Auschwitz nicht mehr. Deswegen ist es so schwer zu sagen, was überhaupt Antisemitismus ist. Dieser artikuliert sich heute eher durch ein Zu-verstehen-Geben als durch offene Judenfeindlichkeit… Man deutet an, man gibt zu verstehen – bei Augstein finde ich das wirklich frappant, wenn er zum Beispiel von Gaza als „Endzeit des Menschlichen“ spricht. „Endzeit“, „Endlösung“, das sind so fließende Assoziationen. Da kann man nicht sagen, es sei nun belegt: Er ist Antisemit. Aber es lässt aufhorchen. http://www.ksta.de/kultur/interview—antisemitismus-durch-andeutung-,15189520,21483126.html
Der Journalist Hartwig Tegeler möchte über die „komplexe Wahrheit“ Israels streiten und wusste am Mittwoch im Deutschlandradio zu verkünden, weshalb Jakob Augstein gar kein Antisemit sein kann: „In der Augstein-Auseinandersetzung ging es nicht um einen kriminellen Übergriff auf Juden.“ Denn, so weiter, „das wäre eine rote Linie, die tatsächlich nicht überschritten werden darf.“ Das ist doch endlich mal eine einfache, griffige Definition von Antisemitismus. So dumm, dass man beinahe schon Augstein in Schutz nehmen möchte, täten das nicht ohnehin gerade genügend Journalisten. http://www.taz.de/Debatte-Israel/!109268/