Zwei Tage ihrer kostbaren Regierungszeit verbrachte Angela Merkel mit ihrem Umweltminister und einem Tross Journalisten bei den Gletschern hinter dem Nordpolarkreis, um von hier aus ihre neue Klimaoffensive zu starten. Die Weltklimageschichte, die Angela Merkel mit Deutschland in der führenden Rolle zu machen eisern entschlossen ist, soll selbstverständlich jeden mitnehmen. Alle sollten hierher kommen, sprach die Kanzlerin nach ihrer Landung in Ilulissat, einem 5000-Seelen-Ort in der Nähe der derzeit berühmtesten Gletscher der Erde, in die Mikrophone. Gute Idee. Erst tragen die tapferen Deutschen durch eifrigen Polartourismus zum Anstieg des Co² und damit nach Ansicht der Klimakatastrophisten zum Abschmelzen der Gletscher bei, anschließend wird mit deutschen Windrädern, deutschen Solarzellen und deutschem Mist, Verzeihung, deutscher Biomasse, der Klimawandel kompromisslos bekämpft. Natürlich mit deutschen Politikern an der Spitze, wie dem ehemaligen Pop-Beauftragten der Regierung Schröder Siegmar Gabriel, der sich nun in der Rolle des Welterlösers sieht. Am Tag zwei ihres Polaraufenthaltes stellten die beiden obersten Klimaschützer auf einem Hubschrauberrundflug fest, wie recht sie haben. Beim Überfliegen des Ilulissat- Gletschers entdeckte Merkel deutliche Anzeichen einer fortschreitenden Erderwärmung. Sie konnte sich darauf verlassen, dass niemand von ihren Beratern oder den begleitenden Journalisten sie damit konfrontierte, dass die Antarktis und die ganze südliche Halbkugel eben den strengsten Winter seit Menschengedenken durchgemacht haben, wie Kanada im letzten Jahr und vor drei Jahren Sibirien. Niemand wandte ein, dass Grönland so heißt, weil es nicht immer so von Schnee und Eis bedeckt war, wie das heute der Fall ist, dass es immer Eisbewegungen gab, dass Wetter ein chaotisches Geschehen ist und sich jeder Beeinflussung durch politische Beschlüsse entzieht. Es ist unglaublich, aber wahr, dass ausgerechnet eine Naturwissenschaftlerin in unserem aufgeklärten Zeitalter die Legende der politischen Beeinflussbarkeit des Klimas zementiert und zum Glaubensdogma zu erheben droht. Schon gibt es Forderungen aus der Umgebung ihres Klimaberaters so genannte „Klimaleugner“ strafrechtlich zu belangen. Aus Erfahrung wissen wir, dass was gedacht wird, auch zur Anwendung kommen kann. Wird demnächst eine Klimaschutz-Staffel über die Einhaltung der reinen Klimalehre wachen? Erst in Deutschland, dann in Europa, dann in der ganzen Welt ?
Im Unterschied zu anderen Menschheitsbeglückungslehren hat die „Klimapolitik“ einen unangreifbaren Vorteil: sie entzieht sich jeder Verifizierung. Erwärmt sich das Klima temporär trotz aller „Schutzmaßnahmen“ weiter, ist es für ein effektives Gegensteuern eben zu spät gewesen. Kühlt es sich ab, kann man das als Politik-Erfolg verkaufen. Das Beste aber ist, dass in fünfzig oder hundert Jahren, wenn die prognostizierten Veränderungen nicht eingetreten sind, niemand mehr da ist, der die Entscheidungsträger von heute haftbar machen kann, für verschleudertes Steuergeld, forcierte Fehlentwicklungen, unterdrückte Innovation.
Kein Missgeschick kann Klimapolitiker treffen. Sie laufen immer außerhalb jeglicher Wertung. Kein Wunder, dass die Kanzlerin nach missglückter Gesundheitsreform, fehlgeschlagener Rentenreform, nicht angepackter Steuerreform und einem Anti-Diskriminierungs-Gesetz, dessen einjähriges Bestehen mit der Nachricht gefeiert wurde, dass es nicht die befürchtete Klagewelle ausgelöst hätte, sich in dieses Gefilde begeben will. Sie wird tun, was sie am besten kann, ihre Macht sichern. Und alle sollen ihr folgen. .