Eine gewöhnliche (Blöd-)Nummer, an der man einmal mehr erkennt, wo der Mainstream-Hammer hängt: Es wird auf allen Ebenen und aus allen Rohren geschossen. Dieser Rat disqualifiziert eine nette Idee zu einer ideologisch eingefärbten Nullnummer. Sie schaden sich selbst. Daher: Ob nun dieses “Unwort” (tatsächlich “Treffer-ins-Schwarze-Wort” des Jahres) nun gekürt wurde, oder im Wald rauscht ne Linde: Wir werden weiterhin zu Besserwissern Besserwisser sagen und zu Gutmenschen halt Gutmensch. Beides sind, völlig korrekt dargestellt, Eigenbegriffe.
Heute werden Liberale so bezeichnet, im Dritten Reich galt dieses Unwort aber den Gegnern des Euthanasieprogramms - insofern sehe ich mich, da ich selber auch schon mit diesem Wort belegt wurde (meist bezüglich meiner Befürwortung des Mindestlohns, des Sozialstaats und des Feminismus), in einer ehrenwerten Tradition. Das französische “Bonhomme” richtete sich übrigens mehr gegen lebenlustige Aristokraten. Scheint so, als ob diese “Gutmenschen” von ihren Feinden (mit einer gewissen Portion Neid) als sehr lebensfrohe Zeitgenossen wahrgenommen und gehasst wurden. Grüße von einem solchen!
Wir gratulieren. Nicht geschafft haben es folgende Worte oder Phrasen: - “wir schaffen das” - Willkommenskultur - Pack - “besorgte Bürger” - Kultursensibilität - Oktoberfest - freie Presse - Instrumentalisierung - Dunkeldeutschland - Schutzsuchende - Kaltland Irgendwie auch schade…
...und auch auf der Liste der Gedankenpolizei: Die Hausaufgabe! Der Terminus hat in Bezug auf die von Griechenland geforderten Rahmen natürlich neokolonialistische Züge, weshalb hier die Silbermedaille fällig ist. Die Jury: “In diesem Kontext degradiert das Wort souveräne Staaten bzw. deren demokratisch gewählte Regierungen zu unmündigen Schulkindern: Ein Europa, in dem „Lehrer“ „Hausaufgaben“ verteilen und die „Schüler“ zurechtweisen, ... entspringt einer Schule der Arroganz und nicht der Gemeinschaft. Das Wort ist deshalb als gegen die Prinzipien eines demokratischen Zusammenlebens in Europa verstoßend zu kritisieren.” Weitaus mehr zu kritisieren wäre allerdings die Neigung der Jury, sämtliche Individuen, die ihre Hausaufgaben erledigen - von der ersten Klasse bis zur Uni - pauschal als “unmündig” zu verunglimpfen. Woher kommt die Neigung, die selbstständige und eigenverantwortliche Erledigungen von Arbeiten und Übungen zu diskreditieren? Offenbar sind die Sprachwächter der Meinung, dass die Mündigkeit des Menschen aus der staatlich gelenkten Ganztagsbetreuung erwächst. Die Frage der Arroganz hat sich damit erübrigt.
Vielen Dank für diesen Beitrag. Die Analogie zum Besserwisser gefällt mir außerordentlich gut. Kürzer und knapper kann man es nicht ausdrücken. Manchmal könnte den Eindruck gewinnen, dass es um negative Bezeichnungen als solche in der Kritik stehen. Tatsächlich sind es nur Bezeichnungen für bestimmte Linke. Der “Wutbürger” wurde zum “Wort des Jahres” (nicht zum Unwort). “Wutbürger” sind vornehmlich rechts oder bürgerlich in der Mitte. Und natürlich kennen die nur Wut (keinen Zorn, keine Besorgtheit), schlagen alles kurz und klein in ihrer Wut. So disqualifiziert man vielleicht berechtigte Anliegen.
Der Begriff “Unwort” ist selber eines. Nein - eigentlich das einzige. Es trägt totalitäre und orwellianische Züge. Hinsichtlich des “Unwortes” Gutmensch empfehle ich den Donald Trump’schen Ansatz: dabei bleiben, wiederholen, immer noch einen draufsetzen. Wie wäre es mit Übergutmensch?
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