Tamara Wernli / 12.05.2017 / 15:46 / 13 / Seite ausdrucken

Altern wir im Bett schneller?

Es könnte sein, dass Männer das Aussehen von Frauen nachhaltig ruinieren. Und zwar dort, wo wir mit ihnen mitunter die schönsten Stunden verleben: im Bett.

Das Schlafen ist zwar ein einsamer Akt, aber der Rückzug in den nächtlichen Zweierkosmos hat etwas kuschelig Romantisches. Das Problem ist, dass Frauen, die angesichts dieser Nähe schlecht nächtigen, am nächsten Morgen die Quittung dafür erhalten: Gleich nach dem Aufstehen sieht unser Gesicht aus wie etwas, das gerade ausgiebiges Auswringen hinter sich hat. Bis sich die zerknitterten Hautschichten wieder in gutmütiger Glättung präsentieren, dauert es bis nach dem ersten Kaffee.

Es gibt eine Verbindung zwischen Schlafmangel und Falten, das bestätigt das medizinische Center der Universität Cleveland: "Insbesondere schlecht schlafende Frauen zeigen doppelt so viele Zeichen der Hautalterung, mehr Fältchen, eine ungleichmässige Pigmentation und reduzierte Hautelastizität", heisst es in ihrer von Estée Lauder beauftragten Untersuchung. Forscher der Universität Wien haben vor einigen Jahren herausgefunden, dass Frauen ohne Männer besser schlafen. In ihrem Schlafverhalten reagieren Frauen auf die Anwesenheit eines Bettpartners viel sensitiver als Männer. Dass ihr Schlaf derart beeinflussbar ist, habe evolutionäre Gründe: "Die Frau reagiert auf den Mann. Sie ist auf jede Bewegung empfindlich", sagt John Dittami, Co-Autor der Studie.

Die seltsamen Gewohnheiten der Männer

Ich bin ja dankbar, dass Wissenschaftler die Sensibilität von uns Frauen in den Fokus rücken. Als semi-effiziente Schläferin mit frühmorgendlichem Hang zur Hautschrumpelung stelle ich aber eine neue These auf: Nicht die weiblichen Gene sind schuld an unserer Überempfindlichkeit im Schlafzimmer, sondern die seltsamen Bettgewohnheiten der Männer. Jede Frau, die einmal mit einem Kerl das Co-Schlafen praktiziert hat, weiss, dass sie eine erholsame Nacht zerschneiden können wie ein schlechter Traum. Hier ein paar Beispiele:

  • Männer haben diese unerklärliche Besessenheit für offene Fenster. Lärm, Kälte – egal, ohne frische Luftzufuhr können sie angeblich nicht schlafen.
  • Weil sie – anders als wir Frauen – entgegen dem eindringlichen Rat ihres Dickdarms ausgiebig zu Abend essen und auch die akustischen Nachwirkungen gewisser Speisen komplett ignorieren, wälzen sie sich später im Bett wie umgekippte Mastschweine. Dazu stossen sie Flatulenz-Ansammlungen aus, die sogar den Hund fortjagen. Apropos Hund: Ja, der schläft im Bett, weil es einem Mann jedes Mal das Herz bricht, ihn von der Bettkante zu stoßen.
  • Ihr Schnarchen ist allgegenwärtig. Laut Untersuchungen schnarchen 30 Prozent der Männer, im Gegensatz zu 10 bis 20 Prozent der Frauen. Die Ursachen liegen im Übergewicht und im höheren Alkoholkonsum, beides Faktoren, die tendenziell mehr Männer betreffen.
  • Der nächtliche Höhepunkt ist, wenn sie einem mit ihren Armen und Beinen unter sich begraben, weil sie im Traum wieder einmal romantische Momente ausleben; gemäss Schlafforschern träumen Männer eher von Sex und Waffen – Frauen von Gefühlen.

6000 zusätzliche Fältchen

Wenn von 364 Nächten 300 auf diese Art verlaufen, macht das in einer zehnjährigen Beziehung hochgerechnet etwa 6000 Extra-Fältchen. Fazit: Männer sind fabelhafte Wesen. Aber mit ihnen ein Bett zu teilen, taugt für unsere Frischzellenkur etwa so gut wie ein kleines Sonnenbad auf Planet Merkur. Etwas Gutes hat es dennoch: Mit ihrer Anwesenheit wärmen sie immerhin unsere kalten Füsse.

Tamara Wernli arbeitet als freischaffende News-Moderatorin und Kolumnistin bei der Basler Zeitung. Dort erschien dieser Beitrag auch zuerst. In ihrer Rubrik „Tamaras Welt“ schreibt sie wöchentlich über Gender- und Gesellschaftsthemen

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Leserpost

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Silvia Schulz / 13.05.2017

Mein Mann beschwert sich immer, dass ich nicht in Löffelchen einschlafen will. Ich KANN schlichtweg nicht so einschlafen. Nach etwa zwei Minuten geht eine Motorsäge an meinem Ohr an. Dann wieder ein paar Minuten Stille. Ich schlafe grade ein: Motorsäge. Das ist wie eine chinesische Wasserfolter. Ich fange frustriert an zu lesen. Der Kobo-Glow ist super. Die meisten Bücher habe ich nachts gelesen. Der Artikel spricht mir aus der Seele.

Stefan Lanz / 12.05.2017

Also bitte Frau Wernli, Contenance! Mastschweine, ich bitte Sie… Alle von Ihnen aufgezählten Punkte sind teuer erkauft - erkauft durch die kalten Füsse eurer Damenschaft. “Kannst du mal meine Füsse wärmen”, selbst wenn es 25 Grad im Schlafzimmer hat, wer kennt das als Mann nicht? Und keiner fragt uns, ob wir das wollen, wir müssen einfach, sonst ist es nicht mehr romantisch, sondern beziehungsgefährdend… Ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, woher wir unseren Männerschnupfen haben? Eben, wir erkälten uns beim Aufwärmen eurer Füsse, ihr entzieht uns unsere letzte Körperwärme! Aber auch dafür werden wir ausgelacht… Einfach ungerecht!

Karla Kuhn / 12.05.2017

„Insbesondere schlecht schlafende Frauen zeigen doppelt so viele Zeichen der Hautalterung, mehr Fältchen, eine ungleichmässige Pigmentation und reduzierte Hautelastizität“,    Dann muß ja meine Mutter die berühmte Ausnahme gewesen sein. Sie hat nie mehr als fünf Stunden geschlafen und ein Mittagsschlaf kam für sie gar nicht in Frage. Sie war immer berufstätig und hätte gar keine Zeit dazu gehabt.  Sie hatte bis ins hohe Alter kaum Falten und keine schlaffe Haut. Sie hatte allerdings konstant ihr Gewicht von 49 Kg gehalten, ohne auf Leckereien zu verzichten. Ihre Torten waren legendär. Es ist vermessen, die über sieben Milliarden Menschen in einen Topf zu werfen. Da müßten jahrelang Doppelblindstudien gemacht werden, was allerding äußerst schwierig wäre, weil die Menschen unterschiedlich sind. Mir gefallen Frauen mit Falten besser als mit einem schief gelifteten Gesicht, was danach wie eine Wachsgesicht aussieht, während die anderen Körperteile das wahre Alter verraten. Mein Rezept um im Herzen jung zu bleiben, viel lachen und sich für vieles interessieren.

Wilfried Cremer / 12.05.2017

Den Kopf halt kühl (Fenster auf), die Füsse warm, das macht den besten Doktor arm.

Johann Busch / 12.05.2017

Kalte Füße sind häufig ein Zeichen für schlechte Durchblutung. Vielleicht raucht die Matratzenkumpanin einfach zu viel? Das könnte dann auch erklären, warum der Mann das Fenster geöffnet lassen möchte: Damit die schlechte Luft abzieht.

Christoph Kötter / 08.12.2016

Wer morgens zerknittert aufwacht, hat über Tag die besten Entfaltungsmöglichkeiten.

Andreas Mertens / 08.12.2016

Das Rezept für eine langanhaltende Partnerschaft:  Getrennte Schlafzimmer :)

Judith Hirsch / 08.12.2016

Männer haben einen höheren Alkoholkonsum? Mitnichten, liebe Tamara! Neueste Studien (und meine Lebenserfahrung) belegen, dass Frauen auch dort -genau wie beim Ausüben häuslicher Gewalt, dem Fremdgehen und dem rücksichtslosen Verhalten im Straßenverkehr- den Männern mindestens ebenbürtig sind.

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