15. Mai 2013, 20 Uhr: Lesung mit Gespräch im Studio Niculescu
Oranienstraße 163 - 10969 Berlin
Tanja Langer liest und spricht über ihren Roman “Der Tag ist hell, ich schreibe dir” mit Ulli Kulke (DIE WELT, Die Achse des Guten, früher taz), Konrad Melchers (ehem. epd Entwicklungspolitik) und Georgia Tornow ( früher taz).
Cristian Niculescu (Pianist & Gastgeber) spielt Johannes Brahms.
Als 1989 Alfred Herrhausen, der alleinige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, drei Wochen nach dem Mauerfall durch ein Attentat der RAF getötet wurde, starb eine der ungewöhnlichsten Figuren der politischen Landschaft der Achtziger Jahre. Ein Quereinsteiger in der Bank, wandte er sich mit dem Stichwort „Transparenz“ an die Öffentlichkeit; sein größter „Coup“ war die Aufforderung an die internationale Bankenwelt, den in große Bedrängnis geratenen Ländern der Dritten Welt mit einem Teilerlass ihrer Schulden entgegenzukommen.
Das erste große Interview, das Herrhausen nach diesem Eklat gab, führte Ulli Kulke 1987 für die taz in Washington, während des Treffens des IWF. Begleitet wurde er von Konrad Melchers, einem engagierten Journalisten, der für die Zeitschrift epd-Entwicklungspolitik tätig war.
2004 erinnerte Ulli Kulke in einem großen Artikel an den Ausnahmebanker. Er befragte dazu die Schriftstellerin Tanja Langer, die 1989 beim Anschlag auf Herrhausen in seiner Redaktion aufgetaucht war - und nun durch Kulkes Artikel in der WELT 2004 bekannt wurde: als die linke junge Frau, die dem Bankier zahllose Briefe schrieb und von 1982 bis zu seinem Tod mit ihm befreundet war.
2012 nun hat Tanja Langer ihre Version der Geschichte in ihrem Roman „Der Tag ist hell, ich schreibe dir“ veröffentlicht: als die Begegnung von Helen und Julius, zweier Generationen, die, stark geprägt von der bundesdeutschen Nachkriegszeit, aufeinandertreffen. Sie forschte in der Birthlerbehörde, rekonstruierte ihre Erinnerungen und befragte nun ihrerseits Ulli Kulke und Konrad Melchers als Zeitzeugen, aber auch alte Herren, die mit Alfred Herrhausen die Eliteschule der Nazis in Feldafing besuchten.