Alberne Allianz: Gender- und muslimische Feministinnen

Nach Köln kam es zu einer paradoxen Interessengemeinschaft: Weiße Genderfeministinnen verschwisterten sich mit muslimischen „Feministinnen“. Dass Frauen mit Hidschab oder gar Ganzkörperschleier sich als Feministin bezeichnen, ist eine Anmaßung. Wer sich den Zwängen der religiösen Ideologen und Dogmatiker ausliefert, sorgt für Geschlechtertrennung und Geschlechterapartheid. Es war aufschlussreich, nach den Ereignissen von Köln zu sehen, dass und wie diese frauenbewegten Kopftuchträgerinnen ihre gewalttätigen Glaubensbrüder in Schutz nahmen und weiße Feministinnen wie mich zurechtwiesen.

Frauen, die generell alle Männer als Täter verdächtigen, verbündeten sich mit solchen, die über muslimische Grapscher und Vergewaltiger nicht sprechen wollten. Bis heute ist mir unbegreiflich, dass die biodeutschen Frauen ausgerechnet den muslimischen Männern – zum Macho erzogen von deren Müttern – Rabatt gewähren wollten und gleichzeitig die Opferrolle aller Frauen betonten.

Selbstverständlich stimmt es, dass auch weiße deutsche Männer vergewaltigen. Der Unterschied ist: Sie tun es nicht, um Frauen aus der Öffentlichkeit zu verbannen oder deren Männer oder Familien zu entehren. Das aber ist in der islamischen Welt üblich. Je patriarchaler geprägt eine Kultur ist, desto mehr Gründe und Rechtfertigungen gibt es für eine Vergewaltigung.

Der wichtigste Grund ist Macht. Im Krieg geht es darum, sich zu nehmen, was dem Mann zusteht, und darum, die feindlichen Männer zu demütigen, die ihre Frauen nicht beschützen können. Wenn muslimische Männer, wie in Köln, Frauen die Finger in die Vagina und in den Mund stecken, dann sollen die Frauen gedemütigt werden, weil sie sich unzureichend gekleidet in die Öffentlichkeit wagen, statt ihre Reize zu verstecken, noch besser: ihre ganze Person aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Und natürlich sind auch deren Männer gemeint, die ihre „Schlampen“ allein und nicht adäquat bekleidet aus dem Haus lassen.

Frauen gehören für muslimische Männer ins Haus und an den Herd, und sie sollen Kinder gebären für Allah. Die „Schlampen“ draußen werden verachtet, aber gefickt – die Schwester würde getötet. Sie muss sich verhüllen, weil ihr aufreizender Körper seine enorme Triebhaftigkeit herausfordert. Durch Hidschab und Ganzkörperschleier werden Frauen entkörpert, entmenschlicht und gesichtslos. Eine religiöse Pflicht dient der Unterdrückung der Frau. Das hatten wir in Deutschland weitgehend überwunden. All dies scheinen die jungen Genderfeministinnen überhaupt nicht zu erkennen.

Für diese Männer bin ich ein Stück Dreck

Ist multikulti schlecht für Frauen? Alle Gesellschaften gründen auf dem Patriarchat. Die Frage ist, wie weit sie sich davon entfernt haben. Muslimische Gesellschaften nicht so sehr. Das zeigt sich, wann immer ich abends ausgehe. Wenn ich in den Berliner Stadt- teilen Wedding, Gesundbrunnen oder Neukölln durch die Straßen gehe, verfolgt mich ein Spalier von Augen. Sie gehören jungen Männern, die in Grüppchen zusammenstehen. Ihre Blicke sind unangenehm, ich weiß genau, was die denken.

Sie halten mich für eine Deutsche, also eine Christin, und wenn sich die Gelegenheit ergäbe, wenn wir an einem günstigeren Ort wären und sie mit ein wenig Alkohol ihre Hemmungen vertrieben hätten, dann würden sie tun, was ich in ihren Blicken erkenne. Ich spüre es und ich sehe es in ihren Augen: Für diese Männer bin ich ein Stück Dreck, eine unehrenhafte Frau. Deutsche Frauen sind Freiwild. Nichtmuslimische Frauen sind Freiwild. Und ich bin eine deutsche, nichtmuslimische Frau. Deshalb werde ich angeglotzt und angemacht von den Eckenstehern.

Es passiert ständig. Ich verlasse mit einer Freundin einen Club, wir wollen zur Bahn. Ich schaue nicht auf, wenn wir eine Gruppe türkisch oder arabisch aussehender Jungen passieren. Trotzdem ruft einer: „Ey, ihr Schlampen!“ (Wer dieses Wort in solchen Situationen benutzt, haben die Genderfeministinnen, die alle Männer ausnahmslos über einen Kamm scheren, generös übersehen.) „Ich könnte deine Mutter sein, was soll das?“, pariere ich. „Ich könnte deine Schwester sein!“

„Meine Schwester würde um diese Zeit so nicht herumlaufen.“ Wäre ich als Türkin oder muslimische Migrantin zu erkennen gewesen, hätte dieser aufgeblasene Angeber mich anders angesprochen. Er hätte gesagt: „Ey, was machst du hier um diese Zeit auf der Straße? Geh nach Hause!“ Wäre ich der Aufforderung dieses Dreikäsehochs nicht nachgekommen, hätten er und seine Kumpels mich beschimpft.

Als ein Polizist 2011 an der Osgoode Hall Law School der York University sagte, „Frauen sollten sich nicht wie Schlampen kleiden, damit sie nicht Opfer werden“, protestierten Frauen im kanadischen Toronto mit dem ersten Slutwalk, einem „Schlampenmarsch“, gegen diese Umkehr von Täter und Opfer.

Auszug aus dem Buch Sexismus. Über Männer, Macht und #Frauen von Zana Ramadani.

Zana Ramadani, geb. 1984 in Skopje (Mazedonien), war Mitbegründerin von FEMEN Deutschland und ist heute Mitglied der CDU. Die Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte studierte Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Sie setzt sich für Menschen- und besonders Frauenrechte ein, dreht Reportagen und Dokumentarfilme, hält Vorträge und Workshops und ist Landesvorsitzende Berlin des „Deutschen Staatsbürgerinnen-Verbandes e.V.“ (ältester Frauenrechtsverband in Deutschland) und aktives Mitglied bei Terre des Femmes.

Foto: Joerg Schulz /Chuck Knox Photography

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Dolores Winter / 23.03.2018

Wenn man diesen und ihre vorherigen Artikel auf der Achse liest, stellt sich die Frage, warum Frau Ramadani noch Feministin ist.

Monique Basson / 23.03.2018

Ich bin vor allem von Paris nach Berlin gezogen um den Übergriffen durch arabische Jugendbanden zu entkommen und kam vom Regen in die Traufe.

Ralf Goertzen / 23.03.2018

In einer geschlechtergetrennten Welt können die GenderFeministInnen in ihrer Genderblase immerhin die Hosen anhaben.

Simone Hartmann / 23.03.2018

Ich habe mir erlaubt den “Frauenrechtlerinnen” den Rücken zu kehren als mir zu meiner Schwangerschaft nicht gratuliert wurde, sondern Vorhaltungen darüber gemacht wurden, dass es nicht ins “Konzept” passen würde und ich damit die Gruppe “verraten” hätte.

Mira Eriksen / 23.03.2018

Männer aus Afghanistan, Arabien oder Schwarzafrika sind so unterschiedlich wie Schweden, Inder und Mexikaner. Das verbindende Element ist der Islam, der diesen Männern von klein auf -leider meist durch die Mütter, einbläut- dass nicht islamische Frauen, Frauen ohne Kopftuch und Frauen, die ohne männliche Begleitung unterweg sind, nichts wert sind und als sexuelles Freiwild anzusehen sind.

Roland Fratsch / 23.03.2018

“Im Krieg geht es darum, sich zu nehmen, was dem Mann zusteht, und darum, die feindlichen Männer zu demütigen, die ihre Frauen nicht beschützen können.” Das ist Unfug. Im Krieg geht es, zumindest im modernen Westen, darum, den Feind mit militärischen Mitteln handlungsunfähig zu machen. Vergewaltigungen und unnötige Gewalt gegen Zivilisten gelten als Kriegsverbrechen. Der sexuelle Jihad, der in Köln, Rotherham, etc. ausgefochten wurde, sollte meiner Ansicht nach jedoch als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gelten, und mit den entsprechenden Mitteln bekämpft werden. Zu den Teilnehmern gehören auch nicht nur die Täter, sondern ebenfalls deren soziales Lebensumfeld, das solche Handlungen akzeptiert und fördert. Im Endeffekt ist auch eine reguläre Armee ein soziales Umfeld, das das Kriegshandwerk ausübt, und nicht nur Frontsoldaten sind, als Angehörige dieser Armee, legitime Ziele. Es geht im Endeffekt um Partisanen, bzw Terroristen ohne zentralisierte Befehlskette, die aus der Deckung eines größeren Teils der Zivilbevölkerung heraus arbeiten, und deren Definition von Krieg einfach nur eine Andere ist, als Unsere. Das ist keine einfache Kriminalität, und ich finde, dass Soziologie in diesem Konflikt auch keine Rolle mehr spielt.

Sabine Schubert / 23.03.2018

Was sie über ihre Erlebnisse in Berlin berichten, höre ich seit zwei Jahren jede Woche von meiner 19jährigen Tochter, aber sie hat solche gefährlichen Begegnungen tagsüber sogar häufiger als im Nachtleben am Wochenende. Die meisten Übergriffe erlebt sie, wenn sie nachmittags mit der S-Bahn auf ihrem Schulweg von einem gutbürgerlichen Stadtteil in den anderen fährt. Während sie von 2-3 Tätern festgehalten wird, versucht ein anderer ihr die Hand in die Hose zu schieben. Bisher konnte sie sich immer losreissen, weil sie schrie, schlug, trat und biss, aber die Blutergüsse an ihren Armen und Brüsten sprechen immer eine deutliche Sprache. Als Folge dieser Vorfälle habe ich das Hassen gelernt. Vielen Dank an Frau Ramadani, dass zumindest sie diesen Frauen eine Stimme gibt.

Marla Arbogast / 23.03.2018

“Für diese Männer bin ich ein Stück Dreck” Wer sich in den letzten Jahren ausführlich mit dem Lebensweg der Autorin beschäftig hat, kann zu dem Eindruck gelangen, dass vor allem Feministinnen so über Frau Ramadani denken. Ich schäme mich für diese Frauen, die den Einsatz für Frauen torpedieren und auf erbärmlichste Weise versuchen Frau Ramadani herabzusetzen.

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