Die Provokation war erfolgreich. Mit dem Abschuss eines eigenen Satelliten setzt China die USA unter Druck. Die heftige Reaktion aus Washington und anderen Teilen der westlichen Welt erinnert an den Sputnik-Schock. Als die Sowjetunion 1957 einen Satelliten ins All schoss, war die technische Überlegenheit des Westens urplötzlich hinfällig. Heute ist das ähnlich: Das US-Militär weiß nun, dass Peking ihm zumindest auf den Fersen ist.
Vermutlich will China die USA so dazu zwingen, einem neuen Weltraumvertrag zuzustimmen. Denn Regeln, mit denen die militärische Nutzung des Alls verbindlich definiert und beschnitten würde, fehlen bisher. Da solche Regeln aber derzeit trotz des Raketenschocks auf eine Selbstbeschränkung des Westens hinausliefen, sind sie nicht von vornherein die richtige Antwort auf die Provokation. Peking wird den USA mehr bieten müssen als militärische Spektakel. Denn auch die Chinesen wissen, wie das teure Wettrüsten nach dem Sputnik-Schock endete: Den Sowjets ging die Puste aus.
Kölner Stadt-Anzeiger, 20.1.07