Rainer Bonhorst / 14.05.2017 / 06:15 / Foto: Ralf Roletschek / 15 / Seite ausdrucken

Grün und rot ärgern zum Muttertag

Zum Muttertag hier etwas so richtig zum Ärgern. Zu meinem Muttertags-Ärger regt mich die Geschichte des (hoffentlich) abgewählten Ministerpräsidenten Torsten Albig an. Nicht die politischen Hintergründe seiner Niederlage sondern die Sache mit seiner Frau. Und das auch nicht als Einzelschicksal, sondern als Symptom. Was ich jetzt beschreibe, muss auf den Coolen aus dem hohen Norden gar nicht zutreffen. Mir geht es darum, das Symptom zu beschreiben.

Also, ganz allgemein gesprochen: Da macht einer eine rasante Karriere, während seine Frau den Haushalt führt und die Kinder erzieht, was ja keine völlig abwegige Tätigkeit ist. Auch in Zeiten der Gleichberechtigung nicht. Üblicher ist heute, dass beide berufstätig sind. Und das ist gut so. Die Kinder und die Notwendigkeit ihrer Erziehung existieren aber auch in dieser modernen Familiensituation weiter. Dafür hat man nun die Spezialisten der Schule, der Kita und des Nannywesens. Auch gut. Zwar kann die Arbeit der bezahlten Erziehungsprofis die häusliche Wärme nicht ersetzen. Aber das ist wohl der Preis der Emanzipation.

Nun gibt es sie aber noch, die Frauen, die – zumindest für eine längere Zeit - aus Überzeugung und aus guten Gründen die Rolle der Hauswirtschafterin und Kinder-Erzieherin daheim in der eigenen Familie wählen. Und es sind nicht wenige. Der Mann darf sich derweil in seine tolle Karriere stürzen. In vielen Fällen steigt er aus anfangs eher bescheidenen Verhältnissen auf. Nicht selten wurde er in den Startlöchern finanziell von seiner jungen Partnerin unterstützt, die schon Geld verdiente, während er noch fröhlich oder auch hart studierte. Und dann wird er immer erfolgreicher, immer hipper, sozial immer eleganter, während die Frau auf dem Boden der familiären Tatsachen verharrt, also normal bleibt.

Die Kinder sind groß, die Frau hat ihre Schuldigkeit getan

Tja, und dann geschieht in dieser Aufsteiger-Szene das scheinbar Unvermeidliche. Er erhebt sich supercool über seine normal und uncool gebliebene Frau. Man hat sich angeblich nichts mehr zu sagen, dabei könnte der Abgehobene jetzt erst recht eine Menge von der Bodenständigen lernen. Tut er aber nicht und nach Jahrzehnten ist dann Schluss. Die Kinder sind groß, die Frau hat ihre Schuldigkeit getan. Der Hippster wendet sich einer anderen zu, die das gleiche Stadium des Erfolgs und der Coolness erreicht hat wie er.

Jetzt muss ich ganz schnell mal etwas klarstellen: Natürlich gehören Scheidungen heutzutage zum Leben. Der Ehezwang früherer Unglücksjahre ist zum Glück überwunden. Darum geht es mir gar nicht. Was mich so ärgert, ist das arrogante Hinabschauen auf die Hausfrau und Mutter. Dieser unbegründete und unerträgliche Hochmut. Als ob die Kindererziehung weniger wertvoll wäre als das Aktenschieben und das Powerpoint-Getue in der Welt des Business.

Und dann „Hausfrau und Mutter“ gar noch als Scheidungsgrund – was ist das für eine Haltung?!

Diese Haltung findet sich bevorzugt in bestimmten Zirkeln und sie betrifft keineswegs nur die Männer. Die schlimmsten Feinde der Hausfrau und Mutter, die hochmütigsten Verächter des sogenannten Heimchens am Herd, sind nicht selten die emanzipierten Karrierefrauen. Sie empfinden die Frau, die den Weg der Erzieherin ihrer Kinder geht, als persönliche, vorwurfsvolle Herausforderung, und die mütterliche Lebenswahl geradezu als einen feindseligen Akt.

All das ist irgendwie verständlich. Es ist der moderne Lauf der Dinge. Das Heimchen am Herd wird erst belächelt und ist dann auch noch selber schuld, wenn es nach getaner wertvoller, aber wenig geschätzter Arbeit in die Wüste geschickt wird. Aber wenn es tausendmal der moderne Lauf der Dinge ist: Ich finde diese Herabsetzung der hauptberuflichen Mutter einfach nur traurig. Unendlich traurig. Eigentlich zum Kotzen.

Hier also mein Muttertags-Fazit: In diesen - keineswegs nur schleswig-holsteinischen - Zusammenhang gestellt, ist der Muttertag, der als liebenswerte Heuchelei begonnen hat, nur noch ein schlechter Witz.

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Hans-Peter Kimmerle / 14.05.2017

Man kann es so sehen: Die Mutter in ihrer traditionellen Rolle führt ein kleines Familienunternehmen bei vollem Risiko. Meist mit einem begrenzten Budget ausgestattet. Sie muss die kaufmännischen Grundregeln erfolgreichen Wirtschaftens beherrschen. Sonst droht Insolvenz. Soziale Kompetenz ist zwingend Voraussetzung, um ihre “Mitarbeiter” (Mann und Kinder) motiviert im Betrieb zu führen und für ein gutes Betriebsklima (menschliche Wärme und Liebe) zu sorgen. Grundkenntnisse in Sozial- und Erziehungswissenschaften sind ebenfalls gefordert, um den Laden (Schule) am Laufen zu halten. Und wenn später weitere “Mitarbeiter” (Enkel, betreuungsbedürftige Eltern) dazukommen, hat die “arbeitende” Mutter soviel Erfahrungswissen angesammelt, dass auch diese Hürden erfolgreich gemeistert werden. So hat es meine Mutter vorgelebt. Und dafür bin ich ihr ewig dankbar.

Karl Koars / 14.05.2017

Zwingende Voraussetzung um den Status “Mutter der Nation” zu erreichen, ist offenbar die eigene Kinderlosigkeit.

Dr. Karl Wolf / 14.05.2017

Sie sprechen mir aus der Seele. Während ich als Chemiker gearbeitet habe, hat meine Frau - ebenfalls Chemikerin - auf Karriere verzichtet und unsere drei Töchter in Kita-losen Zeiten großgezogen. Die haben heute alle tolle Jobs und finanzieren mit ihren Steuern und Abgaben unter anderem auch die, die in Scharen zu uns kommen. Nach der Kindererziehung konnte meine Frau als Chemikerin in der Industrie nicht mehr arbeiten, schliesslich war sie ja keine Angehörige des öffentlichen Dienstes oder der Öffentlich-Rechtlichen oder grüne Politikerin ohne Studienabschluss. Als Dank des Staates für die Lieferung dreier kräftiger Beitragszahler würde meine Frau heute ca. 300,- Euro Rente erhalten, als diese um ein Almosen erhöht wurde, mußte sie sich das grün-rote Gequatsche von Kinderlosen und Tagesmutter-Frauen über Mütter-Rente und Nur-Hausfrau anhören. Wenn ich diese grün-rote Schickeria aus Medien, Kultur, Politik, die keinerlei Ahnung vom realen Leben, von jungen Paaren mit Kindern, von Alleinerzehenden, von 800,- Euro-Rentnern etc. haben, mit ihren wohlfeilen Sprüchen erlebe, könnte ich fast gewalttätig werden.

Stephan Profittlich / 14.05.2017

“Es ist nichts reizender, als eine Mutter zu sehen mit dem Kinde auf dem Arme, und nichts ehrwürdiger, als eine Mutter unter vielen Kindern” Johann Wolfgang von Goethe

Ralf Hühn / 14.05.2017

Bravo - genau so! Und gerade von der Politik wird ein derartiges Verhalten auch noch forciert.

Frank Holdergrün / 14.05.2017

Der hohe Norden scheint auf eine besonders niedrige Kultur des menschlichen Miteinanders zu setzen. Nach dem Buch “Volles Risiko” von Susanne Gaschke (ehem. OB von Kiel, in diesem Amt Nachfolgerin von Albig) konnte man schon gute Einblicke in den Umgang der dortigen Granden mit Frauen kennenlernen und dachte, es sei übertrieben. Nach den aktuellen Aussagen von Albig sehe ich das völlig anders. Dieser Mann und insb. Stegner haben eine Partei gekapert, um sie mit ihren persönlichen Problemen zugrunde zu richten. Was wir sehen, ist eine Art öffentliche Therapie unfertiger Charaktere.

Margarete Rausch / 14.05.2017

Ja, genau so ist es. Und die gleiche Missachtung erfahren dann auch die Töchter/Mütter, die alte Eltern zuhause unterstützen und sie nicht in Massenhaltung in Heimen abschieben. Frauenschicksal halt. Da helfen jetzt auch die rosa Pussyhats nix, die von den jungen hippen Frauen - für was eigentlich? - auch bei Sonnenschein getragen werden.

Dr. med. Christian Rapp / 14.05.2017

...und da er seit 1933 von den Nationalsozialisten zum öffentlichen Feiertag erhoben wurde, dürfte er mindestens so politisch unkorrekt sein wie “die Gleichschaltung der Medien” und “entartete Kunst”. Nur komisch, dass sich darüber kein Grüner aufregt, oder wird Grüne Politik von der holländischen Blumenlobby gesponsert ? Jetzt wird mir auch klar, warum für Schnittblumen nur der verminderte Steuersatz gilt…..

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