Achtzehnter Januar 1989/2009
Bei einem Treffen mit dem bundesdeutschen Außenminister Genscher betont DDR-Außenminister Fischer, dass die Mauer so lange bestehen bleibe, wie die Gründe, die zu ihrer Errichtung geführt haben, existieren. Er ahnte nicht, wie Recht er damit hatte, aber anders als gedacht. Neben Genscher hatte die DDR-Führung an diesem Tag noch einen anderen hochrangigen Gesprächspartner: Der schwedische Ministerpräsident Ingvar Carlsson weilte in der DDR. Das „Neue Deutschland“ sah darin einen „Meilenstein in den Beziehungen Schweden- DDR“
Nach dem Fall der Mauer gab es eine nicht unbeträchtliche Abwanderung von ehemaligen DDR-Deutschen nach Schweden. Die einen gingen dorthin, um endlich den richtigen, den menschlichen Sozialismus zu erleben, die anderen, weil sie der geistigen Atmosphäre des vereinigten Deutschlands entfliehen wollten. Die einen wie die anderen sind enttäuscht worden. Schweden musste seine sozialistischen Experimente in den neunziger Jahren wegen der bedrohlich gewordenen Staatsverschuldung zurückfahren. Die Befreiung von den sozialistischen Heilsideen im Geiste fand ebenso wenig statt , wie in Deutschland.
Wie zu befürchten war, lag die Wahlbeteiligung in Hessen am heutigen Tag bei einem Rekordtief. Erwartungsgemäß wurde die SPD für den Wortbruch von Frau Ypsilanti und die skandalöse Behandlung der vier Aufrechten von den Wählern mit dem schlechtesten Ergebnis seit 1949 bedacht. Die CDU hat ihr schlechtestes Ergebnis der letzten Wahl wiederholt , kann aber trotzdem die Regierung bilden. Bei allen Nachfragen, warum Roland Koch weder von der Schwäche der SPD, noch von seinem Kuschelwahlkampf profitieren konnte, wurde nicht angesprochen, dass der Wirtschaftsfachmann Koch in den letzten Tagen vor dem Urnengang sowohl Steuersenkungen ablehnte, als auch die Verstaatlichung von Unternehmen befürwortete. Beide Positionen haben offensichtlich Stammwähler der CDU in die Arme der FDP getrieben. Dass CDU-Generalsekretär Pofalla Kochs Ergebnis als Beleg dafür sehen wollte , bei der nächsten Bundestagswahl über die 40%- Marke zu kommen, kann nur mit massivem Realitätsverlust erklärt werden. Die DDR lässt grüßen.