Tiere legen in allen möglichen Formen Reserven “für die Zukunft” an. Fettschichten, Honig, Nusslager etc.. Ganz ohne einen Begriff von Zukunft zu haben. Regelmäßig wiederkehrende Zeiten der Ressourcenknappheit gibt es fast überall auf der Welt. Auf den Menschen gerichtet muss man sich die “Opfer” (die es zB kostet Mediziner zu werden) auch erstmal leisten können, sprich: die Studentenbude, Essen, Studiengebühren etc. müssen bezahlt werden. Meiner eigenen Erfahrung nach ist der kellnernde Medizinstudent die Ausnahme, die meisten leben vom Speck, den sich ihre Eltern angefressen haben, oder, wie Jack London’s Seewolf es formuliert: sie stehen auf den Füßen eines toten Mannes. Auf die Zukunft setzen kann nur, wer überzeugt ist eine zu haben.
Ein Aufruf zu mehr Humanität ist ja immer gut und gerechtfertigt. Aber von Peterson gibt es auf youtube besser durchdachte Vorträge. Und die Tierbeispiele, na ja, Eichhörnchen und Waschbären und noch andere vergessen.
Dieser Ansatz ist fruchtbar; im Grunde ist er der einzig mögliche. Allerdings ist er charakterisiert durch eine Gefahr ... diejenige nämlich, den Tod - und zwar den sicher bevorstehenden, eigenen Tod! - im Blick auf die Zukunft zu leugnen, sich also in die Zukunftsvision hinein selbst erlösen zu wollen: Wir Menschen sind stets versucht, uns die Zukunft in einer Weise auszumalen, die die Größe und den Ernst des (eigenen!) Todes nicht mehr spüren läßt. Nun ist es die Aufhebung genau dieser, in tausend Verkleidungen daherkommenden Verleugnung (Utopien!), die im Symbol des Kreuzes sichtbar gemacht wird: Derjenige, der den Vertrag mit der Zukunft klaren Blicks unterzeichnet, bringt in Gestalt der Anerkenntnis seines Sterbenmüssens ein anderes Opfer als derjenige, der die Verleugnung aufrecht zu erhalten versteht. Und “Er” ist es auch, der zum “Ewigen Leben” aufersteht und den Menschen “Erlösung” bringt.
Was soll das denn?
Gott? Ich brauche keinen Gott. Es gibt keinen Gott, und erst recht nicht diesen merkwürdigen Typ, den uns die Amtskirche (kath.) seit 2 Jahrtausenden aufzwingen will. Da sind mir die antiken griechischen und römischen Götter lieber. Oder die Geister des Waldes. Oder Odin und seine Kumpane/innen. Diese Götter waren selbstverständlich und selbst erklärend. Sie bedurften weder eine Interpretation noch des Zwanges. Sie waren einfach da. Mitsamt ihren ach so menschlichen Charakterzügen und Eigenschaften - das macht sie so liebenswert. Erst mit dem Auftreten des monotheistischen Diktator-Gottes hat die Religion die Funktion der Geissel übernommen, mit der die Herrschenden die Beherrschten über Jahrhunderte pressten. Armut? Gottgewollt. Du verstehst das nicht? Unerfindlich sind Gottes Ratschlüsse. Unschuldige Kinder werden vergewaltigt, geschändet, ermordet? Gottes Wege… In Deinem Namen, Gott, schlachtete der “große” Karl die Sachsen (und nicht nur die)? Gottes Wege… Spanier, Portugiesen, Engländer, Franzosen - sie alle missionierten die armen, ungläubigen Eingeborenen der Länder, die sie überfielen; und wer nicht konvertieren wollte, der wurde massakriert. Gottes Wege.. Eine menschenverachtende Ideologie rechtfertigt in Gottes Namen (Allah heisst nichts anderes als “Gott”) Verfolgung, Unterdrückung und Ermordung Andersdenkender? Allahs Wege… Die grundgesetzlich verankerte Freiheit der Religion ist dringend überarbeitungsbedürftig: es möge ein jeder glauben, was er will. Solange er das privatim tut, nicht öffentlich und vor allem nicht missionarisch. Zukunft mit Gott? Nein, ohne diese Erfindung ging es den Menschen besser und es wird ihnen auch in Zukunft ohne Gott besser gehen.
Jesus lebt - das ist die Wahrheit. Das ist keine Idee, sondern bezeugte Wirklichkeit. Vielleicht einfach mal die Bibel in die Hand nehmen. Erspart viel philosophieren.
Daß die Menschheit für die Zukunft planen kann, ist nun wirklich keine neue Entdeckung; daß man das einen “Vertrag mit der Zukunft” nennt, ist bloß unsinnige Übernahme von neoliberalen Sprachhülsen. Der Gott der Genesis vertreibt die Menschen aus dem Paradies in eine wenig erfreuliche “Zukunft”. Der Gott der Theologen ist mit Zeitbegriffen nicht zu fassen. Der Gott von Herrn Peterson ist ein “flatus vocis”.
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