Handeln und das darauf folgende Bewusstsein desselben ist immer nur ein kleiner Rinnsal aus dem Stillstand des Gedächtnisses. Und dieses große, tiefe Meer muss man nicht Gott nennen.
Mir kommt Peterson mehr und mehr wie ein evangelikales U-Boot vor.
Kompliment zu dieser Übersetzung, to whoever did it! Wer Jordan B. Petersons Live-Mitschnitte kennt, weiß um seine meilenlangen Sätze, frappanten Gedankensprünge, eingeschobenen Quer- und Literaturverweise, deren kognitive Brillanz sich erst im Verlauf seiner oft mehrstündigen Vorträge offenbart. Keine Frage, dass ich sein erklärter Fan bin. || Aber kleine Ausschnitte daraus zu wählen, sie in strukturiertes, verständliches Deutsch zu übertragen, so dass wenigstens ein Teil seines Denkens und Lehrens klar rüberkommt — das ist ein mühsames Handwerk, um nicht zu sagen: Sprachkunst.
Das Ausgeführte scheint darauf hinzudeuten, dass es zwei Ichs geben könnte. Einmal das vordergründige Ich, welches aufgrund von Bedingungen, vorgefundenen Einflüssen, denen ich in frühester Kindheit und danach ausgesetzt war, entstanden ist. Dieses Konstrukt ist möglicherweise nicht das „ganze“ Ich. Und könnte es unsere Aufgabe sein, das von Einflüssen geformte Ich nicht als das eigentliche zu akzeptieren, sondern das, was man in Religionen als Seele bezeichnete, zu entdecken? Es ist deshalb wichtig die Regungen unseres Unterbewusstseins zu beobachten, sozusagen als Hinweise zu betrachten, die uns dabei helfen, uns zu diesem versteckten (geheimen) Ich zu führen? Wozu das Ganze? Weil es die Seele ist, die (nach einigen Religionen) ewig lebt. Dann wäre es von Vorteil, ihre Bekanntschaft zu machen, während das konstruierte Ich zusammen mit dem Körper von der Bildfläche verschwinden wird. Viele halten derartige Gedanken für Zeitverschwendung, da man sich auf nicht überprüfbares Terrain begibt. Ob man die Fragestellung für Unfug hält, muss jeder für sich sich entscheiden.
Auch eine wegradierte Schrift auf einem Blatt Papier hinterlässt ihre Spuren. Mit dem menschlichem Bewusstsein wird es unter Umständen nicht anders sein.
Immerhin sind unsere kognitiven Fähigkeiten von der Evolution dem jeweiligen Bedarf zum Überleben angepasst worden. Die Tiefeinschichten der Entwicklung sind nach wie vor in uns enthalten, von der Zelle bis zu den verschiedenen Stufen unseres Gehirns. Eine vollständige und fugenlose Einheit hat sich daraus nicht ergeben. Die Entwicklungsstufen mischen sich den Anlässen entsprechend mit variierter Dominanz ein. Auch hier kann man das Prinzip das unseren Impulsen zugrund liegt “Gott” nennen, wenn man so will. Allerdings sind die Anforderungen an die von uns absorbierten Spezien zu sehr von einer nachvollziehbaren Dialektik zwischen Individuum und Umwelt bestimmt, als dass hier schon ein Anlass für Transzendenzerkärungen gegeben wäre.
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