Falls Sie noch Fragen zur Geschichte des Nahen Ostens haben und niemand kennen, den Sie anschreiben könnten, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an Konstantin Sakkos, der vor kurzem einen Besinnungsaufsatz über das Verhältnis zwischen dem Orient und dem Okzident im Deutschlandradio Kultur veröffentlicht hat. Darin stellt er einige sehr spannende Thesen auf. Schuld am Nahostkonflikt sei - wer sonst? - Europa bzw. der Westen, weil man schon 1815 auf dem Wiener Kongress das Thema Orient “ausgeklammert” habe. Es ist ein Versäumnis, das den modernen Nahostkonflikt verursacht hat. Und es ist eine typisch eurozentristische Sicht, dieses Versäumnis weniger im Bewusstsein gehabt zu haben, als die Schlachtfelder von Verdun und Stalingrad.
Da mag was dran sein. Vermutlich wäre es weder zu Verdun noch zu Stalingrad gekommen, wenn man beim Wiener Kongress schon über das israelische Besatzungsregime in Palästina geredet hätte. Und über die in Europa grassierende Islamophobie. Und über das Duale System gemäß den Vorgaben des deutschen Kreislaufwirtschaftsgesetzes.
Was also heute tun?, fragt der Fachmann für die Folgen des Eurozentrismus und antwortet: Es empfiehlt sich, den Völkern des Orients ihre eigene nationale Souveränität wiederzugeben. Syrer, Ägypter, Palästinenser sehen sich als Nachfahren antiker Großreiche, denen das barbarische Europa seine Zivilisation verdankt. Auf dieses Selbstverständnis müssen Russen, Europäer und Amerikaner eingehen. Geben wir dem Orient seine Selbständigkeit zurück! Dann dürfte dort wieder Frieden einkehren - und mit ihm der Terror beendet werden, der die einheimische wie die europäische Bevölkerung bedroht.
Und falls Sie jetzt noch wissen möchten, wo der Mann Rechtswissenschaften, Philosophie und Geschichte studiert hat, an der König Fahad Akademie in Bonn oder der Baschar al-Assad-Hochschule der Baath-Partei in Damaskus, werden Sie überrascht sein zu hören, dass es die Freie Universität Berlin war. Aber für Das Deutschlandradio Kultur ist das mehr als genug.