Nein, man muss Brüderle nicht mögen, um seiner (noch?) Standfestigkeit Anerkennung zu zollen. Er hat es tatsächlich gewagt, der Medienmeute zu trotzen und sich geweigert sein Verhalten des nachts in einer Bar vor einem Jahr „klarzustellen“. Chapeau! Hoffentlich bleibt es dabei. Angeblich diskutiert ganz Deutschland nach den „Enthüllungen“ im Stern, der gern mit weiblichen nackten Tatsachen auf dem Cover Kasse zu machen versucht, über Sexismus. Ganz Deutschland?
Richtiger ist wohl, zu sagen, dass lediglich unsere Einheitspresse, zum Teil wortgleich, diskutiert, sekundiert von Politikern, die ihren jungen Kolleginnen im Plenum des Deutschen Bundestages selbst gern auf s Hinterteil schauen und einer Partei angehören, die mit dem sexistischsten Plakat, das man sich denken kann, Wahlwerbung gemacht hat.
Die „Debatte“ ist deshalb so verlogen, weil eine flapsige Bemerkung zum Skandal hochgeschrieben wird, während der alltägliche Sexismus, der sich mitten unter uns breit gemacht hat, am liebsten mit Schweigen übergangen wird.
Zwangsheiraten, Genitalverstümmelungen, Kopftuchzwang für Frauen und Mädchen- alles kein Thema. Vergewaltigungen in Indien werden breit berichtet und kommentiert. Vergewaltigungen vor der eigenen Haustür sind bestenfalls eine Meldung in den Lokalnachrichten.
Selbst wenn Frauen mit Eisenstangen malträtiert oder gar geköpft werden und der Kopf anschließend auf den Hof geschmissen wird, ist das keine Meldung, geschweige denn ein Kommentar, für Stern & Co.
Man müsste ja der unbequemen Wahrheit ins Auge sehen, dass in solchen Fällen die Sexisten oder Sexualtäter keine weißen Politiker sind.
Im Grunde geht es auch nicht um vermuteten Sexismus. Es geht den vereinten Medien darum, eine Partei, die sie doch schon für tot erklärt hatten und die sich erdreistete, in den letzten Wahlen erfolgreich zu sein, nun endgültig fertig zu machen, indem man ihren Spitzenkandidaten mit Dreck bewirft.
Frau Himmelreich hat das in aller Offenheit zugegeben. Brüderle wurde von ihr erst als Sexist gebrandmarkt, als er Spitzenkandidat der FDP war. Das es sich im Nebeneffekt um einen gelungenen PR-Coup handelt, der eine bis dato unbekannte Journalistin ins Rampenlicht rückt, wird der Frau wohl bewusst gewesen sein.
Sich auf diese Weise in Szene zu setzen, ist peinlich. Noch peinlicher aber sind Trittbrettfahrer wie Jacob Augstein, die aus dem Sexismus- Vorwurf ein eigenes Süppchen kochen. Und was für eins! Gallebitter vor Selbsthass. Was Augstein absondert, ist in meinen Augen nur ein besonders heftiger geistiger Ausfluss einer Generation, deren geistige Zuchtväter mehr oder weniger in das nazistische Regime verwickelt waren und die ihre Vergangenheit verdrängt und/oder verleugnet haben.
Unser „Im Zweifel links“-Kolumnist ist für mich ein Beispiel dafür, dass totalitäres Denken und totalitäre Methoden integraler Bestandteil des „Zeitgeistes“ sind. Die breite Anerkennung, die er findet, belegt, die Akzeptanz von beidem in der veröffentlichen Meinung.
Augstein feiert die „Krise“ des weißen Mannes. Es ist die klammheimliche Freude über dessen Untergang, den Augstein herbeisehnt und der seiner Meinung nach „kein Verlust“ wäre.
Diese Vernichtungsphantasie, gespeist aus dem Hass auf die westliche Zivilisation, der die moderne Welt die allermeisten Annehmlichkeiten zu verdanken hat, ist fast so alt, wie die Zivilisation selbst und muss nicht noch kommentiert werden. Interessant ist dagegen, wohin dieser Hass Augsteins Denken treibt.
Der weiße Mann würde bedroht von der Demografie und dem Feminismus. Deshalb hätte er Schwierigkeiten mit Frauen und mit Muslimen. Aha, der Kämpfer gegen den Sexismus des weißen Mannes findet es an der Zeit, den muslimischen Machos das Feld zu überlassen, die ihre Frauen unter das Kopftuch oder gar in eine Ganzkörperverhüllung zwingen.
Natürlich kommt niemand, der einer Burkafrau gegenübersitzt auf den Gedanken, sich vorzustellen, ob sie auch ein Dirndl ausfüllen könnte. Sowieso wären Dirndl in einer schönen, neuen, muslimisch dominierten Welt verboten, womit der Sieg über den weißen Mann mit seinen unreinen Gedanken komplett wäre. Aber der Feminist Augstein geht noch weiter. Er schwärmt vom schwarzen Herrenreiter á la Tarantino, der wie Django die Weißen einfach “niederschießt”. Es stört ihn anscheinend nicht, dass sein Held einen schwarzen Bruder den Hunden vorwerfen ließ, um dem weißen Sklavenhalter zu imponieren.
Was ist an der von Augstein mittels Gewaltphantasien herbei gewünschten „bunten“ Welt erstrebenswert? Etwa, dass ohne Gerichtsurteil „niedergeschossen“, statt rechtsstaatlich verurteilt wird? Oder dass es nur noch eine „raza cosmica“, eine globale Einheitsrasse gibt, statt der Vielfalt der Rassen und Völker, die sich historisch entwickelt hat? Die Einheitsrasse ist ein Lieblingsgedanke totalitärer Machthaber, der jedem fremd sein müsste, der keine Wiederkehr von Totalitarismus wünscht.
Es waren immer die Intellektuellen, die den Totalitarismus vorgedacht und unterstützt haben. Das Millionärssöhnchen Augstein erinnert an die adligen oder großbürgerlichen Töchter, die für die Bolschewiki Familienschmuck und Geld geschmuggelt haben, bis sie nach der Machtergreifung erst enteignet, dann „ niedergeschossen“ wurden. Die richtige Gesinnung zu haben, hat sie nicht vor ihrer Auslöschung bewahrt.
Augstein wünscht sich das Ende der westlichen Zivilisation, die ihm seinen Reichtum und seinen Lebensstil ermöglicht. Von daher auch sein Hass auf Israel. Israel ist der Vorposten der westlichen Zivilisation in einer dem Westen überwiegend feindlichen Welt. Wenn Israel fällt, fällt der Westen und Augstein wäre am Ziel seiner Wünsche. Um zu verhindern, dass es unserm weißen Mann, der keiner sein möchte, so geht, wie den adligen Fräuleins vor den Hinrichtungspelotons der Bolschewiki, muss man ihm laut und deutlich widersprechen.