Der in Berlin rund um den Ernst-Reuther-Platz weltberühmte Antisemitismus-, Rassismus- und Vorurteilsforscher Wolfgang Benz vermag im vierfachen Mord von Toulouse “keine neue Dimension des Antisemitismus” zu erkennen, dafür hat er bei Pippi Langstrumpf böse “Ressentiments” und “Kolonialrassismus” ausgemacht. Dazu ein erstaunlicher Artikel aus der ZEIT:
Der Antisemitismus- und Rassismusforscher Wolfgang Benz hat vor einiger Zeit entdeckt, Astrid Lindgrens Buch sei »mit Ressentiments befrachtet« und von »Kolonialrassismus« gezeichnet. Beweis dessen: Pippi behaupte, alle Menschen im Kongo lögen.
Ja, sie sagt das, und es kommt so: Pippi geht eines Tages auf der Straße rückwärts. Von den Nachbarskindern Thomas und Annika darauf angesprochen, antwortet sie: »Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man möchte?« In Ägypten zum Beispiel, wo sie schon einmal gewesen sei, gingen alle Menschen so, und in Hinterindien liefen sie auf den Händen. »›Jetzt lügst du‹, sagte Thomas. Pippi überlegte einen Augenblick. ›Ja, du hast recht, ich lüge‹, sagte sie traurig. ›Lügen ist hässlich‹, sagte Annika. ›Ja, Lügen ist sehr hässlich‹, sagte Pippi noch trauriger. ›Aber ich vergesse es hin und wieder, weißt du. Und übrigens‹, fuhr sie fort, und sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht, ›will ich euch sagen, dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.‹«
Selbstverständlich ist es die Aufgabe eines Rassismusforschers, Rassismus ausfindig zu machen, aber er sollte sein Augenmerk vielleicht lieber auf die Realität richten als auf die Fiktion. Pippi Langstrumpf ist nämlich nicht nur ein Kinderbuch, sondern auch ein literarisches Meisterwerk. Es spielt virtuos mit verschiedenen Ebenen von Wahrheit und Wirklichkeit. Wenn Pippi zugibt, dass sie leider oft lüge, und zugleich behauptet, dass alle Kongolesen lögen, erinnert sie an das von dem britischen Philosophen Bertrand Russell formulierte berühmte Paradoxon: »Epimenides, der Kreter, sagte: Alle Kreter sind Lügner.«
http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/seite-1
http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/seite-2
http://www.zeit.de/2013/04/Kinderbuch-Sprache-Politisch-Korrekt/seite-3