„Die Wettbewerbsfähigkeit des US-Markts hat sich entschieden gewandelt“, sagt Joanna Shatney vom britischen Vermögensverwalter Schroders. Ein wichtiger Grund für das Gewinnplus sind die niedrigen Energiekosten. Erdgas etwa kostet in den USA derzeit drei- bis viermal weniger als in Europa und Asien. Erdöl ist für 18 Prozent weniger zu haben als im Rest der Welt. Die Folgen: mehr Investitionen und eine Reindustrialisierung Amerikas und damit auch steigende Gewinne und Umsätze. Reihenweise eröffnen Unternehmen der verarbeitenden Industrie neue Standorte, etwa General Electric oder Caterpillar.
Vor allem energieintensiven Betrieben kommen die niedrigen Kosten zu Gute. Nach einer Studie des Beratungsunternehmens NUS Consulting zahlen Großverbraucher in Amerika zwei Drittel weniger für Gas als in Deutschland, beim Strom liegt die Ersparnis bei 40 Prozent. Den US-Unternehmen winken ungeahnte Wettbewerbsvorteile. So schätzen die Berater von Pricewaterhouse-Coopers, dass durch sinkende Energiepreise bis 2025 eine Million neue Fabrikjobs in den USA entstehen könnten.
Da zögern die Unternehmen nicht lange mit Investitionen. Chemiekonzerne etwa, die in den 1990er Jahren ihre Produktion ins Ausland verlagert hatten, kommen dafür sogar zurück: So will etwa Dow Chemical bis 2017 vier Milliarden Dollar in den Bau neuer Produktionsanlagen am Golf von Mexiko stecken. Ähnliches hat Chevron Phillips vor. „Wir haben uns davon überzeugt, dass das keine vorübergehende Sache ist“, sagte kürzlich Unternehmenschef Peter Cella dem „Wall Street Journal“. „Das ist ein echtes, dauerhaftes Phänomen, ein potenzieller Wettbewerbsvorteil für die Vereinigten Staaten“.
Auch die Europäer haben ihre Fühler schon ausgestreckt: Der Energieriese Shell baut eine Produktion in Pennsylvania auf, der deutsche Verbundstoffhersteller SGL Carbon investiert in ein Werk im Bundesstaat Washington. Und der österreichische Stahlkonzern Voesalpine will 500 Millionen Euro in eine Fabrik für Vormaterial für die Stahlproduktion in Nordamerika investieren.