Marcel Malachowski
Ein Kfz-Mechatroniker sorgt für das perfekte Zusammenspiel von Elektronik und Mechanik, ein Tischler fertigt mit Hingabe und Präzision schöne wie praktische Möbel, ein Polizist sorgt im besten Fall dafür, dass es nicht zu viele Verbrechen gibt. Aber was tun eigentlich SozialpädagogInnen?
Gibt es irgendwelche Möglichkeiten, den Wert ihrer „Tätigkeit“ zu messen? Ist der Erfolg ihres Tuns zumindest wissenschaftlich belegt? Wer weiß genau, was SozialpädagogInnen eigentlich den ganzen Tag lang machen – und wofür bekommen sie eigentlich Geld? Es gibt keinen Berufszweig, der in den letzten vierzig Jahren mit derart viel Geld subventioniert wurde wie dieser – und doch ist die soziale Problematik in Deutschland heute so groß wie noch nie. Aber war nicht das der gesellschaftliche und sozialpolitische Auftrag der Sozialpädagogik: Die Auswirkungen der „sozialen Spannungen“ abzumildern? Und die Gesellschaft von heute soll das Ergebnis sein?
In der Debatte um die Neuregelung der Hartz-IV-Sätze in den letzten Jahren taten sich SPD und Grüne besonders mit der Forderung hervor, nicht kinderreichen Familien mehr Geld zu überweisen, stattdessen aber massiv ErzieherInnen und SozialpädagogInnen neu anzustellen. Eine Forderung, die eigentlich nichts anderes schafft als BAT-Armutsprofiteure, fand sehr viel Anklang bei verschiedenten Kommentatoren, und so ließ sich die Ministerin von der Leyen dazu verführen, Bildungsgutscheine und Ähnliches einzuführen. Die Klientelpolitik für die Armen, als die SPD und Grüne ihre Forderungen ausgaben, erweist sich als reine ABM-Maßnahme für überflüssige Akademiker.
Jeder, der schon einmal mit Sozialpädagoginnen zu tun hatte, weiß, dass es in der Regel Menschen sind, die sonst nichts können. Ausgestattet mit dem NRW-Arbeiter-Abitur schreiben sie sich an der Uni für SozPäd ein, weil es bei Ihnen vom Talent her für ein richtiges Studium wie Architektur oder Medizin nicht reicht. Haben sie sich dann durch die Semester mit ihren Rollenspielen, Anti-Gewalt-Meditationen und Jointdrehen durchgehangelt, stehen sie mit dem Abschluß in der Tasche da, und fragen sich, wie sie ihr Nichts-Tun nun weiter finanzieren könnten. Die rettende Idee: Man „arbeitet“ mit Jugendlichen, die es nicht so leicht hatten wie sie, man erklärt ihnen, wie schlecht Drogen sind, dass HipHop irgendwie so total frauenfeindlich und latent aggro sei und auf jeden Fall beharrt man darauf, dass sie unbedingt eine Ausbildung anfangen müßten, um ein wertvoller Teil der Gesellschaft zu werden. Schließlich wüßten sie selber ja am besten, wovon sie reden.
Die schwarze Pädagogik, die Alice Miller so detailliert beschrieb, erlebt mit der modernen Sozialpädagogik ihre weichgespülte Wiederkehr. Dass SozPäds irgendwie versuchen, mit ihrer Talent- und Charakterlosigkeit im Kapitalismus sich durchzuschlagen, ist das Eine – das Andere und das Gefährliche ist aber, dass sie ihre sozialpädagogisch lackierten Lebensweisheiten als letzte Weisheit ausgeben. Und wer sich nicht ihrem politisch korrekten Denk- und Handlungsdiktat unterwirft, der gilt in der mittlerweile rundum sozialpädagogisierten Gesellschaft nur noch als eines politisch inkorrekt.
Wie politisch korrekt aber die SozPäds sind, das haben sie in den letzten zwanzig Jahren oft genug bewiesen: In Ostdeutschland kümmerte man sich in den 90ern rührend um arme Neo-Nazis, deren mörderische Gewalt ja nur ein Ausdruck von Hilflosigkeit sei, in „Migranten-Bezirken“ verklärt man die sonst so verhasste Frauenfeindlichkeit zur kulturellen Eigenheit von Ausgegrenzten, selbst das mittlerweile beliebte „Schwulen-Klatschen“ gilt SozPäds nur als pubertärer Findungsprozeß (so ein Sozialarbeiter in der WDR-Sendung CosmoTV). Wo immer das wirklich Böse auftaucht – da beharren die SozialpädadogInnen darauf, es nicht zu bekämpfen, sondern sich um die „armen“ Bösen zu kümmern – denn so gibt es wieder mehr Arbeitsplätze im SozPäd-Sektor.
Mädchen mit kurzen Röcken und Jungs mit dicken Armen werden so automatisch von diesen Tugendwächtern als Inbegriff falschen Lebens ausgemacht: Wer böse ist, das bestimmt die Sozialpädagogik. Hatten diejenigen, die die Sozialpädagogik erfanden, noch versucht, das Individuum zu stärken, so hat die SozPäd-Kultur von heute nur eines geschaffen: Eine permissive Sozialhygiene, die sich ihre Mündel selber schafft, damit es auch „Arbeit“ gibt für die vielen arbeitslosen ErzieherInnen, PsychologInnen, LehrerInnen usw.: Klientelpolitik – vor allem für sich selber.
Über den gesellschaftlichen Mehrwert des Verbrechens hat Marx vor hundert Jahren geschriebem. Heute ist der politisch korrekte Selbstbetrug eines der größten Verbrechen unserer heutigen Zeit – und den SozialpädagogInnen verschafft er den größten Mehrwert.