Michael Miersch / 19.10.2012 / 22:45 / 0 / Seite ausdrucken

Ein Schwabinger Monolog (20. Teil)

Ich habe mal zusammengeschrieben, welche Weltanschauung seit Jahren auf Par-tys, in Kneipen und bei Zusammenkünften aller Art an meine Ohren schwappt. Die anderen Folgen des Schwabinger Monologs finden Sie, indem Sie in der Steue-rungsleiste links auf meinen Namen klicken.

„…Bildung ist ja in Deutschland ein Fremdwort geworden. Dabei waren wir einmal das Land der Dichter und Denker, aber heute regiert das Mittelmaß. Besonders schlimm ist das Fernsehen. Wir sehen kaum noch fern, höchstens mal was auf Arte. Dort laufen zumindest noch manchmal Sendungen mit Tiefgang. Aber sonst gibt es nicht viel, was sich im Fernsehen lohnt. Der Scheibenwischer mit dem Dieter Hildebrandt, der war ein Highlight, der hat den Finger in die Wunden gelegt. Den ha-ben wir natürlich immer geguckt. Heute ist der Scheibenwischer nur noch seichte Unterhaltung. Der Biss fehlt. Keiner traut sich mehr was zu sagen.

Zumindest auf Arte kommen manchmal noch Querdenker zu Wort. Hannes Jaenicke etwa, der setzt sich für die Natur ein. Der lässt sich nicht unterkriegen und kämpft weiter für die Wale und die letzten Elefanten. Einer der wenigen Mutigen, die wir noch haben. Auf Arte gab es ein langes Interview mit ihm. Wir mögen es außerdem, dass die Spielfilme auf Arte im Original laufen. Synchronisation raubt Filmen die See-le. Die Übersetzungen sind meistens lausig. Es ist ein riesiger Unterschied, einen Film im Original zu sehen oder einer Übersetzung. Lars von Trier Filme muss man einfach im Original sehen. Erst dann erkennt man das Meisterwerk.

Nichts gegen Unterhaltung. Aber mit Anspruch! „Die Heimat“ von Edgar Reitz, zum Beispiel, das ist großartige Unterhaltung, bei der man was lernt. Ein Bildungsfilm. Und der braucht seine Zeit. Ohne Knallereien oder Verfolgungsjagden mit quiet-schenden Reifen. Ruhige Bilder, der Film hat es nicht eilig. Auch in der Kultur brau-chen wir Entschleunigung.

Ganz anders der oberflächliche Hollywood-Kitsch. Explosionen, Schießereien und permanent fallen sich Supermodelmenschen gegenseitig küssend in die Arme. Stän-dig wird die Welt von Aliens bedroht und muss dann von, natürlich, Amerikanern ge-rettet werden. Selbstverständlich mit viel Krach und Bumm. Wer etwas Wert auf Ni-veau legt, kann Hollywood abhaken. Da fehlt einfach die Tiefe. Leider hat diese Art der Fastfood-Unterhaltung Erfolg. Millionen junger Menschen sehen solchen Mist und es ist kaum abzuschätzen, wie viele sich das asoziale Verhalten der Filmhelden zum Vorbild nehmen.

Und dann wird dieser Schwachsinn durch die deutsche Synchronisation noch weiter verschlimmert. Synchronisierte Filme sind wie Fertiggerichte, mit künstlichen Zusatz-stoffen. Wir achten sehr auf unsere Ernährung. Klar ist Bio immer ein bisschen teurer, aber man schmeckt den Unterschied. Einen Bio-Käse kann sich doch jeder leisten, oder? Wenn jeder von uns ein wenig mehr für Bio-Produkte und für Öko-Strom ausgeben muss, geht die Welt nicht unter. Im Gegenteil: Wenn wir dazu nicht bereit sind, wird sie untergehen. In den letzten Jahren konnten sich mehrere Bio-Supermärkte in unserer Gegend etablieren. Mit unserer Unterstützung. Wir haben das Bewusstsein der Leute hier gestärkt. Essen ist das Fundament eines gesunden Lebens. Man ist was man isst.

Wenn wir zu uns einladen, kochen wir meistens bio und vegetarisch. Das kommuni-zieren wir im Vorfeld aber auch so. Wer ein Problem damit hat, muss uns nicht besu-chen, aber wir haben noch nie Absagen aus diesem Grund erhalten. Im Gegenteil erfahren wir viel Zuspruch. Rauchverbot herrscht bei uns auch. Immer freundlich bleiben, ist das Geheimrezept dabei. Nie wie ein Fanatiker wirken. Nicht verurteilen, sondern aufklären. Perspektiven aufzeigen…“

Wird fortgesetzt

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