Auch von der Liebe, dem Harndrang einst und jetzt und dem Unterschied zwischen Jungsein und Prostata-Sorgen ist die lyrische Rede, aber wer denkt, das sei besser als die politische Stammtisch-Kannegießerei, merkt schnell: Da kommt Grass vom Regen in die Traufe und liefert auch im Wortgefäß eine Urinprobe. Hier also das Gedicht, das offenbar ein unverbesserlicher Stehpinkler verzapft hat:
“In jungen Jahren konnte ich / mit strammem Strahl / die Namen der jeweils Geliebten, / selbst längere wie Annerose und Aurora, / in den Schnee pinkeln, sogar / mit zärtlichem Vorwort und Nachwort; / sobald es gegenwärtig schneit, / bin ich dankbar, wenn es gerad noch / zum Bekenntnis für Ute reicht.”
Zur Erläuterung: Ute ist die Grass-Gattin. Man ahnt, dass sie hofft, dass es so bald nicht schneit und dass sie ihm die Bettpfanne unterschieben kann, bevor es zum Äußersten kommt.
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