Heute morgen, kurz nach 7 Uhr, mitten in Berlin. Eine kleine Seitenstraße, Platanen säumen den Weg, über den Häusern zeichnen sich erste Strahlen der aufgehenden Sonne in den Himmel. Einige tapfere Vögel, die keine Südreise angetreten haben, rufen ihr Revier in die Luft. Doch plötzlich schießen Schallwellen die Straße hinauf! Zwei Mann mit Kopfhörern beginnen den alljährlichen Herbstkampf gegen hunderte friedliche Bewohner. Ein ungleicher Kampf, haben die Bewohner doch lediglich alberne Fensterscheiben zu bieten, die beiden Herren hingegen: LAUBBLÄSER! Den Tyrannosaurus Rex unter den technischen Erfindungen, den Hummer unter den Folterwerkzeugen, das Kreuzfahrtschiff unter den Ökosünden.
Mit einem einzigen Laubbläser ist es möglich, neben Kaugummipapieren, Zigarettenkippen und Hundekot auch die Laune eines ganzen Straßenzuges in die Luft zu wirbeln. Ein Ergebnis, das sich noch nachhaltiger privat im eigenen Wochenendgärtchen ausprobieren lässt. Hier indes wird meist dem Bruder des Laubbläsers, dem so genannten Laubsauger der Vorzug gegeben. Denn der kann neben Blättern auch alle möglichen Kleintiere wie Schnecken und Würmer wegsaugen und kleinheckseln. Toll: Endlich ein porentief reiner Garten!
In den 70er Jahren soll ein Japaner den 110 Dezibiler erfunden haben, der sich hierzulande beeindruckender Weise nicht einmal gängigen Emissionswerten für Lärm zu unterwerfen hat. Des Forschers Name lässt sich nicht so leicht eruieren, vermutlich zu recht, wurden doch selbst Anwender seiner Gerätschaft bereits von intoleranten Anwohnern erschossen. Meine Nachbarn indes halten still. Bis kurz vor 8 Uhr wütet das Ungetüm in, nennen wir es euphemistisch: „Hörweite“. Anschließend haben selbst die Vögel ihre Markierungsrufe aufgegeben. Stille. Und auf den Gehwegen türmen sich alle paar Meter schön zusammen gepustete Laubhaufen. Sie warten auf den nächsten Windstoß. Oder bessere Zeiten. Zum Beispiel ein Verbot der Laubbläser. In einigen Gemeinden der USA gibt es das schon. Möge es auch hierzulande kein Traum bleiben!